Eigentlich ist das bunte Herbstlaub schön anzusehen und ein sehr nützlicher Mulch- und Düngetrick der Natur. Doch viele Menschen können die bunte Decke nicht liegenlassen und rücken ihr mit Rechen und Laubbläsern zu Leibe. Ist es letztendlich vielleicht doch sinnvoll, Laub zu beseitigen? Oder gibt es bessere Verwendungsmöglichkeiten für das kostenlose Material, als es wegzuwerfen?
Das erwartet dich:
Der Wind treibt das bunte Herbstlaub durch die Gegend und ruft damit seine natürlichen Feinde auf den Plan: Das städtische Gartenbauamt und einige engagierte private Kämpfer:innen fahren schweres Geschütz auf. Knatter, knatter, whuuuumm, whuuuumm. Die Laubbläserarmee ist unterwegs und liefert sich mit den Herbstwinden einen Kampf, der dem des Don Quijote gegen Windmühlen gleicht. Während die einen das Laub zu einem Haufen pusten, verstreut es Wind gleichgültig wieder in alle Richtungen.
Laubbläser und Laubsauger sind nicht nur wahnsinnig nervige Lärmmaschinen (bis zu 110 Dezibel), sie sind auch in jeder Hinsicht umweltschädlich. Leute, die sie benutzen, atmen Feinstaub und ungefilterte Abgase ein. Und es werden unzählige Tierchen getötet, die wichtige Aufgaben im Garten erledigen. Spinnen, Würmer, Käfer, Schmetterlingslarven, Asseln und Tausendfüßler überleben den Einsatz der Geräte nicht. Die Nützlinge fehlen nächstes Jahr als Gegenspieler von Läusen, Raupen und anderen Schädlingen.
Zudem ist es eine richtig schlechte Idee, Laub zu entfernen. Denn:
Laub dient Bäumen, Sträuchern und Beeten im Winter als natürlicher Frostschutz
Laub hält die Feuchtigkeit im Boden und erspart dir unnötiges Gießen
Laub verlängert die Aktivität der Bodenorganismen, die unsere Gärten für das nächste Frühjahr fruchtbar machen
Laub führt der Erde wertvolle Nährstoffe zu, wenn es verrottet, wodurch es "den Tisch deckt" für Starkzehrer
eine Laubschicht erstickt unerwünschten Wildwuchs
Laub kann als Vorbereitung für ein neues Beet genutzt werden
mit Laub bekommen Topfpflanzen einen kostenlosen Winterschutz
aus Laub lässt sich ganz einfach Komposterde gewinnen
Während wir im Herbst und Winter die Heizungen aufdrehen, sind Regenwürmer und Co. unter nackten Beeten Wind und Wetter ausgeliefert. Wenn du nächstes Jahr wieder einen guten Boden vorfinden willst, breitest du über deine Beete und in deinen Töpfen eine wärmende Mulchschicht aus. Unter ihr können die Bodenlebewesen ihre Arbeit länger fortsetzen und das Laub in wertvollen Humus umwandeln.
Im Herbst liegt das benötigte Mulchmaterial kostenlos herum. Du kannst Laub von verschiedenen Bäumen sammeln (eine Mischung ist gut wegen der unterschiedlichen Inhaltsstoffe). Wenn es feucht ist, lässt du es antrocknen, bevor du es ausbringst. Vorsicht nur bei Laub, das direkt neben vielbefahrenen Straßen liegt. Es ist mit Schadstoffen belastet, die auch in deine Gartenbeete oder Gemüse- und Kräutertöpfe wandern würden. (Bei Topfpflanzen spielt das keine große Rolle, da du diese ja nicht isst.)
Bevor du Laub auf den Beeten verteilst, bearbeitest du den Boden mit schonenden Geräten. Sauzahn, Grubber und Grabgabel heißen die geeigneten Werkzeuge für das oberflächliche Aufrauen der Erde. Finger weg vom Spaten! Er schadet den Bodenorganismen. Durch den Spaten beförderst du die Tierchen und Bakterien, die im Dunkeln leben müssen, ans Licht und umgekehrt. Was allen den Tod beschert. Außerdem wird die feine Struktur der Humusschicht zerstört und dein Gemüse hat es in der nächsten Saison richtig schwer, zu wachsen. Umgraben gehört nicht zu den Herbstaufgaben im Garten.
Übrigens: Im Sommer regnet es immer weniger, im Herbst und Winter hingegen hat die Anzahl der Regentage zugelegt. Wegen des Klimawandels ist es wichtig, das kostbare Nass in der Erde zu speichern – von einem vollgesogenen Boden können die Pflanzen im Frühjahr wieder zehren (weitere Gießtipps findest du hier). Wenn du Laub ausbreitest, lenkt dieses die Feuchtigkeit in den Boden und hält sie dort auch, gleich einer guten Isolierschicht. Auf nacktem, harten Erdboden läuft das Wasser einfach ab und verschwindet in der Kanalisation (oder im nächsten Keller …).
Du willst ein neues Beet auf einer Rasenfläche anlegen?Dann schnapp dir ganz viel Laub und breite es auf der gewünschten Stelle im Gras aus. Die Schicht darf ruhig richtig dick sein, damit das Gras darunter erstickt. Zusätzlich haben Regenwürmer durch die Blätter Nahrung und reichern die Erde mit Nährstoffen an. So findest du im Frühjahr ein perfekt vorbereitetes Beet vor – ohne dass du dafür etwas hättest tun müssen.
Tipp: Am besten beschwerst du dein Laubbeet mit Zweigen und Ästen, damit die Blätter nicht weggeweht werden.
Laub Liegenlassen ist nicht nur gut für deine Bodenorganismen und deinen Rücken, es ist auch ein gutes Mittel gegen unerwünschtes Beikraut. Unter einer dicken Schicht Laub können die wilden Pflanzen im Frühjahr nicht emporwachsen und verkümmern. Apropos Frühjahr: Wer direkt ins Beet aussäen möchte, schiebt die Mulchdecke zwei Wochen vor der geplanten Aussaat zur Seite, damit sich die Erde erwärmen kann. Es wird aber auch gar nicht mehr so viel von dem Herbstlaub übrig sein, da es über die Wintermonate verrottet.
Nicht nur unter den Menschen gibt es Frostbeulen, auch manche Pflanzen vertragen die kalten Wintertemperaturen nicht besonders gut. Entweder nehmen sie Frostschäden oder gehen komplett ein, wenn man sie ungeschützt draußen stehen lässt. Um dein Topfgemüse und deine Topfkräuter auf dem Balkon zu schützen, kannst du auf der Erde um sie herum Herbstlaub ausbreiten. Achte nur darauf, dass du keine Walnussblätter erwischst – sie enthalten viele Gerbstoffe und das könnte deinen essbaren Pflanzen schaden (bei reinen Zierpflanzen kannst du Walnussblätter verwenden). Eichen- und Ahornblätter eignen sich aber zum Beispiel sehr gut.
Möchtest du deine grünen Balkonfreunde noch mehr schützen, kannst du ihre Töpfe in leere Säcke (z.B. von Blumenerde) oder Jutesäcke stecken und den Spalt zwischen Topf und Sack mit Laub ausstopfen. So bekommen deine Pflanzen ein wärmendes Polster. Im Frühjahr kannst du das restliche Laub auf den Kompost geben. Oder als Mulchschicht für Jungpflanzen im Beet verwenden.
Bis auf die Nadeln von Fichte, Tanne und Kiefer kann alles Laub auf den Kompost. Die aufgezählten Nadeln würden den Kompost zu sauer machen, was man jedoch vermeiden sollte, da viele Pflanzen kein saures Milieu vertragen. Auch krankes Laub gehört nicht auf den Kompost, da Pilzsporen und Bakterien dort überleben können.
Alternative zum Kompost: Mit einem Hasendraht lässt sich ein einfacher „Käfig“ für das Laub bauen. Da kannst du es reinwerfen, wenn du nicht willst, dass es im Garten herumfliegt oder deinem Rasen schadet. Spätestens im Mai hast du dann fertige Komposterde, die du auf deinen Beeten ausbringen kannst.