Da steht man nun ratlos vor dem Gemüsebeet – die Schaufel in der einen und ein Jungpflänzchen in der anderen Hand. Bestimmt hast du dir in dieser Situation auch schon oft die Frage gestellt, ob du deine Pflanzen tiefer setzen kannst, als sie vorher eingepflanzt waren. In diesem Artikel erfährst du, bei welchen Gemüsesorten das möglich ist.
Das erwartet dich:
Schlechte Lichtverhältnisse in Kombination mit zu viel Wärme sorgen beim Vorziehen von Pflanzen häufig nicht nur für lange Stängel, sondern auch für lange Gesichter. Da hat man sich über Wochen oder sogar Monate bemüht, nicht zu viel und nicht zu wenig zu gießen, die richtige Temperatur zu halten, hat sämtliche Fensterbänke in der Wohnung mit Töpfen blockiert, mit den Pflanzen gesprochen – und dann sind die Sprösslinge lang und kraftlos und hängen schlaff über den Topfrand.
Wie ist das denn passiert? Auf der Suche nach Licht wachsen Keimlinge an zu dunklen Standorten schnell in die Länge, bilden dabei jedoch keinen kräftigen Stängel – sie vergeilen. Das führt schnell dazu, dass sie unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen oder in ihrer späteren Entwicklung schwach und ertraglos bleiben.
Um vergeilte Pflänzchen vor dem Umknicken zu bewahren, hilft oft nur eines: beim Pikieren tiefer einpflanzen und damit einen Teil des Stiels mit Erde bedecken. Aber auch beim späteren Umtopfen kann es sinnvoll sein, Pflanzen durch Tiefersetzen Stabilität zu geben.
Wir zeigen dir, welche Pflanzenarten du in welcher Wachstumsphase tiefer setzen kannst.
Dass sich gerade die Sonnenanbeterinnen unter den Pflanzen im mitteleuropäischen Wechselwetter von Februar bis Mai oft nicht optimal entwickeln, ist keine Seltenheit.
Wer Fotosynthese betreibt, will hin zum Licht – und wenn es noch so weit entfernt ist. Zu Dutzenden in engen Schälchen versammelt kleben die Tomaten mit ihren kleinen Köpfen und langen Hälsen an der Fensterscheibe und träumen davon, wie sich ihre Artgenossen in Spanien bereits mit ausgebreiteten Laubblättern in der Sonne strecken.
Durch das Vorziehen mediterraner Gemüsesorten versuchen wir, deren Vegetationsperiode ein bisschen zu verlängern, damit sie im Herbst überhaupt Früchte tragen. Umso größer ist die Enttäuschung, wenn sich Tomate und Co. bereits vor dem Auspflanzen ins Freie nicht richtig entwickeln. Wenn die Jungpflanzen dann beim Pikieren so lang und instabil sind, dass es leichter wäre, gekochte Spaghetti in die Erde zu stecken, steht oft die Entscheidung an: kompostieren oder tiefer setzen.
Wir können dich beruhigen: Bei fast allen Gemüsearten ist es möglich, Keimlinge beim Pikieren bis zu den Keimblättern tiefer zu setzen und sie so zu retten.
Du kannst beispielsweise Tomaten und Paprika jederzeit bedenkenlos tiefer setzen, während du das Tiefersetzen von Salat unbedingt vermeiden solltest, sobald er mehrere Blätter gebildet hat. Aber auch bei Pflanzen, die du tiefer setzen kannst, solltest du den oberen Vegetationspunkt nicht mit Erde bedecken. Das ist die zentrale Stelle, an der die Pflanze neue Laubblätter bildet und wächst. Du erkennst sie daran, dass dort meist frische, hellgrüne Blätter zu sehen sind.
Entscheidend ist außerdem die Fähigkeit einer Pflanze, am Stiel wieder neue Wurzeln anzusetzen. Diese Seitenwurzeln nennt man Adventivwurzeln. Kann die Pflanze solche Wurzeln nicht oder nur sehr langsam ausbilden, verfault der tiefergesetzte Stiel unter der Erde und die Pflanze stirbt ab. Ganz allgemein sollten die untersten Blätter nicht eingegraben werden oder direkt auf dem Boden aufliegen, um Fäulnis und Pilzkrankheiten vorzubeugen.
Grundsätzlich gilt: Je jünger die Pflanze, desto besser kann man sie tiefer setzen. Bei älteren Pflanzen kommt es auf die spezifischen Eigenschaften des jeweiligen Gemüses an.
Nur wenige Gemüsearten freuen sich in ihrer Entwicklung so über einen neuen Topf wie Tomaten. Die Königin der Nachtschattengewächse liebt es, wenn du sie beim Pikieren und Umtopfen tiefer setzt.
Und sie bekommen nicht genug von frischer Erde: Du kannst Tomaten bis zum Auspflanzen ins Freie so oft tiefer setzen, bis deine Finger nach Sommer in Italien riechen. Tomaten vertragen es sogar, wenn man sie bis über die Keimblätter eingräbt. Diese solltest du aber vorher entfernen, damit sie unter der Erde nicht faulen. Das gleiche gilt für Paprika.
Vermeide es, die untersten Salatblätter mit Erde zu bedecken oder sie im matschigen Gießwasser schwimmen zu lassen. Das führt zu Fäulnis und macht den Salat anfällig für Pilzkrankheiten und Schädlinge.
Auch das Salatherz, also den Vegetationspunkt des Salats, solltest du im Eifer des Gefechts nicht begraben. Denn dann passiert es schnell, dass aus der großen Salatschüssel eine kleine Salatgarnitur neben dem Schnitzel wird, weil der Salat keine Rosette ausbildet. In diesem Sinne sprechen wir das Salatwort zum Sonntag: Wie der Mensch kann auch Salat nur mit einem freien und offenen Herzen wachsen.
Darf man Pommes mit Senf essen? Darf man den Eurovision Songcontest cool finden? Darf man Kohlrabi tiefer pflanzen? Bei diesen Fragen scheiden sich die Geister.
In Gärtnerkreisen kursiert die Regel, man dürfe Kohlrabi auf keinen Fall tiefer pflanzen, da er sonst keine Knolle ausbilde. Oft gerät der Stielansatz von Kohlrabi aber während des Wachstums ziemlich lang und die Pflanze fällt um. Außerdem wird er in Bodennähe immer dünner und verholzt. Eine ideale Nährstoffversorgung ist dann nicht mehr gewährleistet und Krankheiten haben leichtes Spiel – wohl eher ein Grund, keine Knolle auszubilden.
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Wir haben gute Erfahrungen gemacht, Kohl etwas tiefer zu setzen, gerade bei jungen Pflanzen. Auch hier darf der Vegetationspunkt (siehe oben) nicht eingegraben werden. In späteren Wachstumsphasen solltest du den Kohl nicht mehr allzu tief setzen und nur den dünnen Stielansatz mit Erde bedecken. Wie auf den Bildern unten zu sehen, entstehen am Stiel neue Wurzeln und der Kohl kann munter weiterwachsen.
Vorgezogene Gurken, Zucchini und Kürbisse kannst du beim Umsetzen ins Beet tiefer setzen. Sie bilden am Stiel schnell wieder Wurzeln aus. Verzichte aber auf mehrmaliges Umsetzen – die so kräftig wirkenden Kürbisgewächse sind sehr empfindlich, wenn ihr Wurzelballen zerfällt. Sei also beim Umsetzen besonders vorsichtig mit ihnen.
Tipp: Beim Vorziehen von Kürbisgewächsen den Topf nur halb mit Substrat befüllen und bei langen Stielen nach Bedarf Erde auffüllen.
Grundsätzlich ist es gar nicht so einfach, Kräuter und Wildblumen überhaupt zu versetzen. Falls es doch nötig ist und die Pflanze zum Beispiel vorgezogen werden muss, achte auch hier darauf, sie nicht zu tief einzusetzen und damit den Vegetationspunkt der Pflanze zu bedecken.
Selleriepflanzen solltest du nach dem Pikieren nicht mehr tiefer setzen, als sie vorher gepflanzt waren. Der Vegetationspunkt liegt sehr nah am Boden und darf nicht bedeckt werden, sonst können keine neuen Blätter mehr entstehen und die Pflanze stirbt ab. Knollensellerie bildet bei zu tiefer Pflanzung keine Knollen aus.
Karotten, Pastinaken und Co. werden möglichst direkt ausgesät und bis zum Herbst nicht mehr verpflanzt, es sei denn, die Reihen müssen bereits kurz nach der Keimung etwas ausgedünnt werden. Dann kannst du versuchen, die aussortierten Wurzelgemüse-Sprösslinge an anderer Stelle wieder einzupflanzen.
Was haben Kartoffeln, Karotten und Bohnen gemeinsam, außer dass sie gerne zusammen in deftigen Eintöpfen köcheln? Sie werden alle an Ort und Stelle im Garten oder im Topf gesetzt und später nicht mehr verpflanzt.
Obwohl sie aus verschiedenen Pflanzenfamilien stammen, mögen es alle drei, wenn man ihnen im Wachstumsverlauf ein wenig Erde von der Seite zuschiebt.
Kartoffeln zum Beispiel sollen immer wieder angehäufelt werden und bilden am Stiel wieder neue Wurzeln aus. Das schafft Stabilität und verhindert, dass die Knollen grün werden.
Bei Karotten kannst du den Ansatz der Wurzel mit Erde bedecken, damit er nicht grün wird, nicht aber den Stiel.
Manchmal kommt es vor, dass Pflanzen nach dem Umsetzen die Blätter hängen lassen und gar nicht glücklich darüber wirken, dass sie ein neues Zuhause bekommen haben. Das heißt aber nicht gleich, dass du etwas falsch gemacht hast. Das Ausbuddeln und wieder einpflanzen versetzt die Pflanzen in Stress, sie können austrocknen oder von der Sonne verbrannt werden. Meist erholen sie sich aber nach wenigen Stunden.
Vorgezogene Jungpflanzen solltest du nach und nach an die veränderten Temperaturen und Lichtverhältnisse im Freien gewöhnen, indem du sie etwa eine Woche lang täglich für ein paar Stunden nach draußen bringst und am Abend wieder ins Haus holst.
Um den Schock so gering wie möglich zu halten, setze die Pflanzen möglichst an einem bedeckten Tag um. Auch das richtige Gießverhalten nach dem Umtopfen ist entscheidend für den Erfolg der Pflanzaktion: erst durch kräftiges Angießen stellst du eine Verbindung zwischen feinem Wurzelwerk und neuem Substrat her. Nur so können deine Pflanzen schnell weiterwachsen.