Es ist Sommer. Endlich sind deine Kräuter und Gemüsepflanzen groß genug, dass du etwas davon ernten oder sogar trocknen kannst. Doch ehe du dich versiehst, setzt die Pflanze Blüten an. Ist es jetzt vorbei mit der Ernte? Kann man blühende Kräuter und Gemüse noch essen oder sind sie gar giftig? Hier erfährst du, bei welchen Pflanzen du während und nach der Blüte vorsichtig sein solltest.*
Das erwartet dich:
Das Wichtigste vorab: Von manchen Pflanzen kann man grundsätzlich nur bestimmte Teile essen, andere dürfen nur gegart verzehrt werden. Wenn du dir nicht sicher bist, dir Geruch oder Geschmack komisch vorkommen: Hol dir lieber einen Döner.
Die meisten Pflanzen werden während und nach der Blüte nicht giftig. Aber die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe kann sich verändern, also auch die Konzentration mehr oder weniger giftiger Stoffe wie Oxalsäure, Cumarin oder Nitrat.
Rufen wir uns kurz ins Gedächtnis, warum eine Pflanze blüht: Sie möchte sich fortpflanzen und Früchte beziehungsweise Samen bilden. Da kann sie nicht mehr viel Energie in Blatt- oder Wurzelwachstum stecken. Die Pflanze hat nur noch Augen für Bienchen und Hummelchen und möchte nicht unbedingt im Topf landen. Die Folge: Es kommen kaum junge Blätter nach und die vorhanden werden zäh, braun und bitter.
Es ist also in der Regel schon des Geschmacks wegen besser, vor der Blüte zu ernten.
Welche Pflanzen sind nun aber ungenießbar oder sogar giftig während der Blüte? Und welche kann man noch essen?
Für viele war es ein Schock: Die gute alte Petersilie wurde zur Giftpflanze des Jahres 2023 gewählt (1). Schuld daran ist eine hohe Konzentration des ätherischen Öls Apiol, vor allem in den Samen. Daher sollten die Petersilienblätter während der Blüte nicht verzehrt werden, auf keinen Fall aber die Blüten und Samen.
Nicht mehr essbar:
Petersilie (hohe Konzentration des ätherischen Öls Apiol v.a. in den Samen; besonders in der Schwangerschaft gefährlich)
Waldmeister und Steinklee (2) (hohe Konzentration an Cumarin, verursacht Leberschäden; auch vor der Blüte in Maßen genießen)
Scharbockskraus (3) (enthält giftige Protoanemonine)
Borretsch (auch vor der Blüte)
Lange galt Borretsch als essbar, allerdings ergaben Forschungen der TU Braunschweig, dass in der Pflanze höhere Mengen giftiger Pyrrolizidinalkaloide enthalten sind. (4)
Noch essbar, aber bitter oder nicht mehr so lecker:
Salbei
Basilikum (5)
Schnittlauch
Koriander
Bärlauch (6)
Kerbel
Noch lecker:
Oregano
Majoran
Bohnenkraut
Thymian
Rosmarin
Dill
Minze
Zitronenmelisse
Blüte essbar
Schnittlauch
Lavendel
Kapuzinerkresse
Zitronenmelisse
Thymian
Salbei
Oregano
Majoran
Basilikum (5)
Bohnenkraut
Rosmarin
Bärlauch (6)
TIPP: Bei vielen Kräutern kannst du die Blüte hinauszögern, indem du sie regelmäßig zurückschneidest.
Verwendest du deine Kräuter auch nach der Blüte noch? Schreib es in die Kommentare!
Wenn wir von einer Pflanze Samen oder Früchte essen wollen, müssen wir ohnehin noch warten, bis sie geblüht haben und die Früchte reifen. Oft sind die Blätter von Furchtgemüsen giftig, egal ob vor oder nach der Blüte (z.B. Tomate, Paprika, Zucchini, Gurke). Informiere dich immer vorher, welche Pflanzenteile du essen kannst.
Nicht mehr essbar:
Spinat und Mangold solltest du während der Blüte nicht mehr essen, da der Gehalt an giftiger Oxalsäure und Nitrat steigen kann. (7)
Noch essbar, aber bitter oder nicht mehr so lecker:
Bitterstoffe sorgen in blühenden Salaten für einen unangenehmen Geschmack. (8)
Stängel, Wurzeln und Knollen blühender Pflanzen werden holzig. So ist auch der Verzehr von Radieschen, Rettich, Kohlrabi, Möhren und Co. während der Blüte nicht zu empfehlen.
Von vielen Kreuzblütlern wie Brokkoli, Kohlrabi, Radieschen und Rucola sind die Blätter essbar. Das bleiben sie auch während der Blüte, nur sind sie dann nicht mehr so lecker.
Blüte essbar:
Rhabarber (z. B. Knospen wie Brokkoli, Blüten als Kompott zubereiten). Wichtiger Hinweis: Bei Rhabarber steigt der Gehalt an Oxalsäure im Laufe der Vegetationszeit unabhängig von der Blüte, weshalb Rhabarber nach dem 24. Juni nicht mehr gegessen werden darf. Die Blüte fällt lediglich häufig mit diesem Zeitpunkt zusammen. (9, 10)
Zucchini schmeckt z.B. frittiert oder gefüllt.
Die meisten Blumen sind nur für Insekten ein Festmahl und für Menschen ungenießbar. Einige Blüten sind aber auch ganz oder in Teilen für Menschen essbar und machen sich super als Deko in Salaten, so zum Beispiel die Sorten in unserer Saatgutbox „Essbare Blüte“.
In diesem Artikel kannst du nachlesen, wie du sie anbaust und welche Teile essbar sind.
Auch einige Wildblumen wie Gänseblümchen, Löwenzahn und Schafgarbe sind essbar.
TIPP: Manche Pflanzen sind während und nach der Blüte zwar nicht mehr so lecker oder sogar giftig, den Insekten schmecken sie aber allemal und du selbst hast auch einen Vorteil: Bei samenfesten Sorten kannst du Saatgut für das nächste Jahr gewinnen!
Was machst du mit du mit blühenden Gemüsepflanzen? Rausreißen oder Samen nehmen?
Quellen:
1: Hamburg.de
2: Botanikus.de
3: Waldsamkeit
4: Agar heute; Pflanzenforschung.de
5: Utopia
6: Mundraub.org
7: mdr Garten
8: Kraut&Rüben
9: Kraut&Rüben ; meinschoenergarten
Weitere Quellen: Verbraucherzentrale Bayern; Kraut und Rüben; Mein Gartenratgeber
*Ob eine Pflanze essbar ist oder nicht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. So kann ein Salat, der im Schatten stand mehr Nitrat enthalten als einer, der in der Sonne gewachsen ist. Auch macht die Dosis bekanntlich das Gift und solange eine Pflanze nicht im Labor untersucht wurde, kennt man die genaue Zusammensetzung nicht. Deshalb können wir auch keine allgemeingültigen Aussagen treffen, die auf jede einzelne Pflanze und jeden einzelnen Menschen zutreffen.
Zudem kommen in der Forschung ständig neue Erkenntnisse hinzu (siehe Borretsch), Grenz- und Richtwerte werden neu gesetzt. Bitte informiere dich genau, wenn du dir nicht sicher bist und sei besonders vorsichtig, wenn du vorerkrankt bist, zu Allergien oder Unverträglichkeiten neigst.