Die heimliche Komplementärfarbe von Grau ist Grün: Wer einen tristen, leeren Balkon hat, kann diesen mit Pflanzen aufhübschen und sich selbst ein Naschparadies aufbauen. Hol dir das Basiswissen dafür und verwandle deinen Balkon in eine grüne Oase!
Das erwartet dich:
Die Tür öffnet sich und du stehst inmitten eines Feuerwerks von Blumen. Der wohlige Duft von Zitronenthymian und Zimtbasilikum entführt dich über die Nase in fremde Länder. Du streckst deine Hand aus nach den sonnengereiften Tomaten und knackigen Snackgurken, die gleich in deinem Salat landen werden…
Träumst du von so einem Balkon? Der blüht und duftet und dich mit frischem Grünzeug versorgt? Dann hast du schon mal den ersten Schritt für die Erfüllung deines Traums gemacht, indem du diesen Text liest. Denn Gärtnern auf dem Balkon ist gar nicht so schwer. Es gibt unfassbar viele Möglichkeiten, Gemüse, Kräuter und Blumen auf den eigenen schwebenden Quadratmetern anzubauen – du musst nur wissen, wie.
Bevor du lossprintest und die nächste Gärtnerei leer kaufst, schnappst du dir deinen Maßstab und vermisst die Fläche, die dir zur Verfügung steht. Denn: Beim Urban Gardening auf dem Balkon kommt es auf die Größe an. Nur wenn du ausgemessen hast, wie viel Platz dein Balkon bietet, weißt du, ob ein 1,20 Meter breites Hochbeet sinnvoll ist oder du doch eher der Kräuterpalette den Vorzug geben solltest.
Natürlich zählt nicht nur, ob dein Balkon schmal wie ein Handtuch oder breit wie eine 2-Meter-Matratze ist. Auch stark muss er sein, um all die Pflanzenpracht tragen zu können, die du dort großziehen willst. Rechne also das Gesamtgewicht aus, das deine Gefäße samt Erde, Pflanzen, Wasser und dir auf die Waage bringen – und gleiche es, wenn nötig, an die Traglast deines Balkons an.
Was für den Anbau auf dem Balkon ebenfalls eine Rolle spielt: In welche Himmelsrichtung zeigt dein Balkon? Wenn du einen sonnigen Südbalkon hast – herzlichen Glückwunsch! Du kannst aus einer Fülle an Gemüse und Kräutern auswählen, die dort beste Voraussetzungen finden. Bedenke jedoch, dass auch manche Pflanzen einen Sonnenbrand kriegen können. Diesen erkennst du anhand von braunen Stellen auf den Blättern. Solche Pflanzen gehören dann eher in den Halbschatten als in die Vollsonne. Was bei einem sonnigen Südbalkon ebenfalls zum Problem werden könnte, ist die Temperatur. Eine Bodentemperatur von 20 °C ist für die meisten Pflanzen optimal. Wird es ihnen zu heiß (ab 30 °C) oder zu kalt (unter 7 °C), stellen Pflanzen ihr Wachstum ein. Wenn du die Möglichkeit hast, sorge während der langanhaltenden heißen Perioden für etwas mehr Schatten, damit deine Pflanzen nicht in Hitzestarre verfallen. Neben dem Sonnenschutz ist auch der Windschutz wichtig. Ein laues Lüftchen tut Tomaten und Co. zwar gut, weil es bei der Verteilung der Pollen hilft. Doch wenn der Wind ungehindert über deinen Balkon fegen kann, können deine Pflanzen ernsthaft Schaden nehmen oder bleiben im Wuchs eher klein, um sich zu schützen.
Neben dem Südbalkon existieren natürlich noch Ost-, West-, Nordbalkone und Mischvarianten. Für jeden Balkon gibt es eine Auswahl an Pflanzen – außer für vollschattige Exemplare, auf die sich wirklich kein Sonnenstrahl verirrt. Dort bekommen zwar weder deine grünen Schützlinge noch du einen Sonnenbrand, was ja schon mal was Gutes ist. Was nicht so gut ist: Du kannst dort weder Gemüse noch sonnenhungrige Kräuter anpflanzen (allerdings einige Wildkräuter und Blumen). Anders der lichte Schatten: Er entsteht, wenn dein Balkon zum Beispiel in den Schatten eines Baumes mit mäßig dichtem Blattwerk getaucht wird. Dann kommt durch die Lücken in der Baumkrone immer noch Leben spendendes Sonnenlicht hindurch, damit du Essbares auf deinem Balkon ziehen kannst.
Gemüsesorten, Kräuter, Blumen für den Südbalkon bzw. Vollsonne (mind. 6 Stunden Sonne am Tag):
Rosmarin
Lavendel
Thymian
Salbei
Oregano
Schafgarbe
Currykraut
Bohnenkraut
Indianernessel
Majoran
Ysop
Zitronenmelisse
Pfefferminze
Basilikum
Estragon
Lorbeer
Zitronenverbene
Borretsch
Spitzwegerich
Ringelblume
Kopfsalat, Eissalat, Romana, Feldsalat, Endivie, Radicchio, Zichorie
Rucola
Stiel- und Blattmangold
Spinat
Rhabarber
Kartoffeln
Rettich
Karotten
Topinambur
Nachtkerze
Fenchel
Sellerie
Kohl (Weißkohl, Rotkohl, Wirsing, Brokkoli, Palmkohl, Kohlrabi)
Lauch
Knoblauch
Zwiebel
Dicke Bohne
Tomate
Aubergine
Paprika
Chili
Gurke
Zucchini
Kürbis
Artischocke
Erbse
Andenbeere
Buschbohne, Stangenbohne, Feuerbohne
Blumenkohl, Rosenkohl, Grünkohl, Pak Choi
Pastinake
Rote Bete
Mairübchen
Gemüse-Amaranth
Winterpostelein
Erdbeerspinat
Süßkartoffel
Radieschen
Gänseblümchen
Gundermann (Gundelrebe)
Vogelmiere
Brennnessel
Gemüsesorten, Kräuter, Blumen für den Westbalkon bzw. Südbalkon mit Halbschatten (4–5 Std. Sonne am Tag):
Rucola
Pflücksalat
Tagetes
Cosmea
Basilikum
Schnittlauch
Petersilie
Liebstöckel (Maggikraut)
Kerbel
Dill
Pfefferminze
Koriander
Kapuzinerkresse
Bärlauch
Zitronenmelisse
Zitronenverbene
Estragon
Borretsch
Schnittknoblauch
Löwenzahn
Ringelblume
Lorbeer
Kresse
Portulak
Stiel- und Blattmangold
Gemüse-Amaranth
Erbse
Andenbeere
Buschbohne, Stangenbohne, Feuerbohne
Blumenkohl, Rosenkohl, Grünkohl, Pak Choi
Pastinake
Rote Bete
Mairübchen
Gemüse-Amaranth
Winterpostelein
Erdbeerspinat
Süßkartoffel
Radieschen
Brunnenkresse
Gänseblümchen
Gundermann (Gundelrebe)
Vogelmiere
Brennnessel
Waldmeister
Tomaten, Auberginen, Gurken und Paprika an den Flecken ausprobieren, die am längsten Sonne abbekommen
Gemüse, Kräuter und Blumen für den Ostbalkon (bis mittags Sonne):
Frauenmantel
Brennnessel
Bärlauch
Gundermann
Löwenzahn
Schafgarbe
Spitzwegerich
Wiesenknopf
Vogelmiere
Bohnen
Radieschen
Kapuzinerkresse
Kornblume
Gemüse, Kräuter und Blumen für den Nordbalkon:
Frauenmantel
Bärlauch
Waldmeister
Brunnenkresse
Christrosen
Farne
Tränendes Herz
Immergrün
Löwenzahn
Manchmal liest man, dass auch Salat auf Nordbalkonen angebaut werden kann. Das ist prinzipiell richtig, jedoch lagert Salat viel Nitrat ein, das erst im Sonnenlicht wieder abgebaut wird.
Natürlich kannst du deine Nachbarn auch so richtig neidisch machen und Obst auf deinem Balkon anbauen.
Für sonnige Balkone eignen sich:
Heidelbeere
Maibeere
Kiwi
Traube
Erdbeere
Birne
Quitte
Mispel
Süßkirsche
Pflaume
Zwetschge
Mirabelle
Aprikose
Pfirsich
Sowohl geeignet für sonnige als auch halbschattige Balkone sind:
Schwarze und Rote Johannisbeere
Stachelbeere
Jostabeere
Himbeere
Brombeere
Taybeere
Schwarze Apfelbeere
Apfel
Walderdbeere, Monatserdbeere
Sauerkirsche
Felsenbirne
Bei all unseren Vorschlägen für den Anbau solltest du nicht vergessen: Bau das an, was dir schmeckt. Es bringt ja nichts, wenn Bohnen über Bohnen auf deinem Balkon wuchern, du mit den Hülsenfrüchten aber einfach nichts anfangen kannst.
Wähle einfach die Pflanzen aus, die du magst, die Platz haben und denen du die richtigen Voraussetzungen bieten kannst. Dann kann schon fast nichts mehr schiefgehen.
Bevor dein Balkon in allen Regenbogenfarben erblüht und knackiges Gemüse auf deinem Teller landet, geht es erstmal ans Aussäen. Natürlich bieten Gartencenter und Supermärkte vorgezogene Pflanzen an, die sind in der Summe aber meist sehr teuer und du bist in der Sortenwahl stark eingeschränkt.
Aussaat: Für die Aussaat von Gemüse nimmst du am besten Anzuchterde. Die ist deswegen sinnvoll, da sie weniger Nährstoffe enthält. Klingt erstmal komisch, aber kleine Pflänzchen sollten nicht von Anfang an zu sehr verwöhnt werden, indem sie in fettem Substrat heranwachsen. Besser, sie müssen sich auf der Suche nach Nährstoffen anstrengen, wodurch sie ein großes Wurzelwerk entwickeln und größer und stärker werden. Die Erde packst du in Anzuchtschalen. Anstatt der Schalen kannst du auch gefaltete Klopapierrollen, saubere Joghurtbecher oder Eierkartons (vor allem gut für Salat!) verwenden. Nur die Abzugslöcher nicht vergessen, damit überschüssiges Wasser abfließen kann. Nachdem deine Samen aus den Samentütchen in die Erde gewandert sind, gießt du alles an – und beschriftest, was in welchem Töpfchen gelandet ist. Das hat einen guten Grund: Oft dauert es Wochen, manchmal auch Monate, bis du deine Jungpflanzen nach draußen setzen darfst. Und bis dahin hat man manchmal einfach vergessen, was da so heranwächst …
Kräuter: säst du in Kräutererde aus. Auch sie ist nährstoffarm, was den meisten Kräutern zugutekommt, da sie nicht viel zum Überleben benötigen.
Umtopfen: Sobald deine kleinen Pflänzchen etwas gewachsen sind, kommen sie in größere Töpfe und werden mit Gemüseerde versorgt – damit erhalten sie die Nährstoffe, die sie für das weitere Wachstum brauchen.
Sind deine Zöglinge groß genug, heißt es für sie: Ab ins Freie! Als Pflanzgefäß kannst du das nehmen, was einem bei Blumen als erstes einfällt, also Blumentöpfe und -kästen. Solltest du doch eher der draufgängerische Typ sein, lass deiner Kreativität freien Lauf und verwende, was auch immer dir in die Finger kommt: ausgelatschte Schuhe, ein altes Sieb, drei von deinen zwanzig Jutesäcken … Auch alte Schubladen, ausgekleidet mit Teichfolie (oder, ganz nachhaltig: leeren Erdsäcken) und versehen mit Abzugslöchern, machen sich schick als Pflanzenzuhause. Oder, schon fast wieder ein Klassiker, Euro-Paletten, in deren Vertiefungen passende Pflanzkästen gesetzt werden.
Wenn du zu kreativen Alternativen greifst, sind drei Dinge wichtig: Deine Gefäße müssen Wasser halten können, aber auch überschüssiges Wasser abgeben, damit keine Wurzelfäule entsteht. Und sie sollten frei von löslichem Kunststoff sein, da dieser sonst über die Wurzeln aufgenommen wird und in deinem Essen landet.
Tipp 1: Eckige Pflanzgefäße sind besser als runde, da sie den Wurzeln mehr Platz bieten.
Tipp 2: Finger weg von schwarzen Töpfen – sie erhitzen sich zu sehr in der Sonne und deine Pflanzen bekommen einen Hitzschlag.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, auch auf dem Balkon das gute, alte Hochbeet aufzustellen. Du musst eben nur die Traglast beachten – ein 2 m langes, 1 m breites und 85 cm hohes Ungetüm kann bis zu 900 kg wiegen. Eine abgespeckte Version davon kommt wahrscheinlich eher in Frage. Die meisten Gemüsepflanzen wurzeln nicht tiefer als 40–50 cm. Wenn du die Höhe deines Hochbeets daran anpasst, kannst du schon einiges an Füllgewicht einsparen.
Ein Hochbeet wird klassischerweise mit verschiedenen Schichten befüllt, die alle eine wichtige Eigenschaft übernehmen. Ganz unten legst du erst ein Vlies aus, dann verpasst du deinem Balkon-Hochbeet eine dünne Schicht Blähton. Darauf kommt wieder eine Schicht Vlies, worauf du dickere Äste oder dünne Baumstämmchen legst. Sie speichern zusätzlich Wasser und verhindern, dass die Erde in deinem Hochbeet komplett austrocknet. Auf die Baumstämmchen kommt eine Schicht Laub und Zweige. Den Abschluss bildet die Gemüse- oder Blumenerde.
Nach und nach werden die Schichten durch Mikroorganismen abgebaut, dadurch Nährstoffe freigesetzt und deinen Pflanzen zur Verfügung gestellt. Das heißt aber auch, dass über die Monate die Hochbeetfüllung zusammensacken wird. Deshalb ist bei einem Hochbeet wichtig, dass du mulchst – also immer wieder eine 2–3 cm hohe Schicht an angetrocknetem Gras, Laub oder angetrockneten, gesunden Pflanzenresten auf der oberen Erdschicht verteilst. Mikroorganismen werden diese grünen Gaben zu Humus umwandeln – und dein Gemüse bekommt so einen neuen Energieschub.
Bio-Aktiverde für Tomaten und Gemüse
Auf Terra-Preta-Basis (Holzkohle)
Torffrei
Bio-zertifiziert
Vielleicht steht dir auf deinem Balkon nicht ganz so viel Platz zur Verfügung, dass du ein Hochbeet aufstellen kannst. Macht aber nichts, denn der Platzmangel kann auch einen schönen Nebeneffekt haben kann. Wenn es dir an Boden fehlt, nutzt du eben die Wände. Mithilfe von Paletten oder Trittleitern, Pflanztaschen oder ausgedienten Regalen lässt sich dieser Raum gut in einen hängenden Garten verwandeln. Achte nur drauf, deine Konstruktionen gut zu befestigen, damit sie dir nicht irgendwann umkippen.
Es ist heiß, deine Pflanzen haben Durst, also holst du die Gießkanne und alles ist wieder gut. Naja, ganz so einfach ist es nicht. Ein paar kleine Tipps helfen dir dabei, wie du dir weniger Arbeit beim Wässern machst und zudem kostbares Nass sparst.
Tipp 1: In den Morgenstunden gießen, dann ist es noch nicht so heiß, was bedeutet: weniger Wasser verdunstet. Und deine Pflanzen starten den Tag mit einem gut gefüllten Trinkvorrat.
Tipp 2: Erst gießen, wenn die oberen 3–5 cm abgetrocknet sind. Dafür Finger in die Erde stecken und so herausfinden, ob es wirklich schon Zeit für Wassernachschub ist.
Tipp 3: Nicht auf die Blätter gießen! Das steigert die Verbrennungsgefahr der Pflanzen und begünstigt Pilzkrankheiten. Zudem ist Wasser besser dort aufgehoben, wo es wirklich gebraucht wird: in der Erde. Also nah mit der Gießkanne rangehen und direkt am Stängel gießen.
Tipp 4: Staunässe unbedingt vermeiden. Stell deine Pflanzengefäße in Übertöpfe oder auf Untersetzer. Wenn sich nach 20 Minuten noch Wasser darin befindet, haben deine Pflanzen genug getrunken. Das überschüssige Wasser kannst du verwenden, um andere Pflanzen zu gießen, oder du hebst es für den nächsten Tag auf.
Tipp 5: Nicht alle Pflanzen brauchen gleich viel Wasser. Während Tomaten wahre Wasserschlucker sind, ist Salbei von zu viel Nass überhaupt nicht begeistert. Behalte im Blick, wie viel deine Lieblinge wirklich brauchen, bevor du sie ertränkst.
Tipp 6: Stelle eine Schüssel in das Waschbecken, wenn du (Bio-)Gemüse wäschst. Das aufgefangene Wasser enthält Nährstoffe. Verwendest du es zum Gießen deiner Pflanzen, machst du ihnen eine doppelte Freude.
Tipp 7: Leitungswasser in Deutschland ist oft sehr kalkhaltig. Lass deine Gießkanne volllaufen, dann ein paar Stunden stehen. In der Zeit setzt sich der Kalk ab und auch das Wasser erwärmt sich etwas, was viel angenehmer für die Pflanzen ist als eine eiskalte Dusche. Mögen wir selbst ja auch nicht so gern.
Ein voll bepflanzter Balkon ist richtig toll – bis man in den Urlaub fährt. Leider sind Pflanzen keine Hunde, die man einfach mitschleppen kann. Also muss Abhilfe her – entweder in Form von Freund:innen, die aushelfen. Oder man bastelt Gießhilfen, die zumindest für drei Tage die Pflanzen vorm Verdursten retten.
Plastikflaschen: Obwohl eigentlich recht überflüssig, erweisen Plastikflaschen deinen Pflanzen hier einen guten Dienst. Wenn du in den Deckel kleine Löcher machst, kannst du die mit Wasser gefüllte Flasche kopfüber in die Erde stecken. Nach und nach gibt sie ihr Wasser an die Erde ab.
Ollas: „Olla“ ist das lateinische Wort für „Tontopf“ und die Bezeichnung für diese Gießhilfe. Sie besteht meist aus zwei Tontöpfen, die unglasiert sind. Dass sie nicht glasiert sind, ist wichtig, damit sie nach und nach über die Wände Wasser abgeben können. Wenn du außerdem einen größeren und einen etwas kleineren Topf nimmst, musst du sie auch nicht mit Silikon zusammenkleben, sondern kannst sie einfach aufeinander stecken. Für das Abzugsloch des größeren Topfs brauchst du ein Tonstück, das du festklebst, um zu verhindern, dass gleich alle Flüssigkeit auf einmal rausfließt. Oder du nimmst einen Korken, mit dem du das Loch verschließt. Dann kommt der kleine Topf mit der großen Öffnung auf den größeren Topf. Am Boden unten befindet sich jetzt das verschlossene Loch des größeren Topfs, am oberen Ende deiner Konstruktion das Abzugsloch des kleinen Topfs. Dein Werk versenkst du neben den durstigen Pflanzen in der Erde. Lass ein paar Zentimeter deiner Olla herausschauen. In das kleine Abzugsloch gießt du jetzt Wasser, legst einen Untersetzer drauf (damit keine durstigen Insekten reinfallen) – fertig.
Selbst wenn du „nur“ auf dem Balkon anbaust: Ein paar Gartenregeln gelten auch für dein schwebendes Paradies. So ist es wichtig, den Nährstoffbedarf deiner Pflanzen zu kennen und einzuhalten. Dadurch dass dein Gemüse in Töpfen wächst, geht ihm schneller die Puste aus. Sie brauchen einfach Stickstoff & Co., um gesund zu bleiben und dich mit einer reichen Ernte zu beschenken. Wenn deine Tomaten also gelbe Blätter bekommen, weist das auf Stickstoffmangel hin – es ist höchste Zeit zu düngen.
Ebenfalls nicht zu verachten: zu wissen, welche Pflanzen gut zueinanderpassen. Gerade wenn du ein Hochbeet bepflanzt, musst du das wissen. Es gibt nämlich solche Sorten, die sich gegenseitig schützen, und solche, die sich ungeachtet ihrer Mitstreiter im ganzen Gefäß ausbreiten. Pfefferminze zum Beispiel ist ein solcher Kandidat. Hübsch anzuschauen, wie sie wächst und wächst – aber definitiv kein Teamplayer. Sie gehört ins eigene Töpfchen, um nicht alle anderen rücksichtslos zu verdrängen. Im Sinne deiner Pflanzen handelst du, wenn du zwischen deinem knackigen Gemüse nützliche Allrounder wie die Ringelblume anbaust. Sie hält den Boden frei von schädlichen Nematoden und wirkt unwiderstehlich auf bestäubende Insekten. Auch Tagetes hat eine gesundende Wirkung auf das Bodenleben und sollte in deinen Kästen nicht fehlen.
Wer Grünzeug anbaut, wird schnell merken: Das begeistert nicht nur die Nutznießer aus dem Familien- und Freundeskreis. Sondern auch ganz viele kleine Plagegeister, die sich an den gedeckten Balkon setzen. Doch gegen Läuse und Co. gibt es genügend vorbeugende Maßnahmen und Hausmittel, die dir den Einsatz von chemischen Giftkeulen ersparen.
Echter Mehltau: tritt auch in trockenen Jahren auf; mehliger Belag auf den Blättern; gerne auf Obstbäumen, Erdbeeren, Stachelbeeren, Gurken, Erbsen; (vorbeugende) Maßnahmen: luftiger Stand, nicht zu viel düngen, kranke Pflanzenteile sofort in die Biotonne; Hausmittel: mit Knoblauchtee besprühen
Falscher Mehltau: tritt nur in nassen Jahren auf; weißgelbe Schimmelflecken auf Blattoberseite, auf Blattunterseite weißgrauer Pilzrasen; gerne auf Kohlarten, Spinat, Zwiebeln, Salat, Kartoffeln, Tomaten; (vorbeugende) Maßnahmen: für lockeren Boden und luftigen Stand sorgen, kranke Pflanzenteile sofort in die Biotonne; Hausmittel: mit Brennnesseljauche gießen, Schachtelhalm-Tee spritzen
Kraut- und Knollenfäule: braune Flecken auf Blätter und Stängeln, Kraut stirbt ab; braungraue, eingesunkene Flecken auf Knollen, auf Tomaten schwärzliche Flecken; befällt Kartoffeln, Tomaten, Paprika; (vorbeugende) Maßnahmen: anfällige Sorten meiden, befallene Pflanzenteile frühzeitig entsorgen, Tomaten und Kartoffeln weit entfernt voneinander pflanzen, sonst Ansteckungsgefahr, Tomaten vor Nässe schützen; Hausmittel: mit Brennnesselbrühe spritzen und gießen, Algenkalk oder Gesteinsmehl über gefährdete Pflanzen streuen, Zwiebelschalen-Knoblauchtee spritzen
Blattfleckenkrankheit: verschiedenartige Flecken auf den Blättern; befällt gerne Sellerie, Bohnen, Gurken, Lauch, Erbsen, Erdbeeren; (vorbeugende) Maßnahmen: Mischkultur, gesundes Saatgut; kranke Blätter und Pflanzen sofort entfernen und in die Biotonne geben; Hausmittel: Schachtelhalmtee oder Tomaten mit Magermilch 3 Tage lang besprühen
Grauschimmel: grauer Schimmelbelag auf Blättern und Früchten; befällt gern Trauben, Erdbeeren, Himbeeren, Salat, Gurken und Tomaten; besonders bei anhaltender Nässe kann sich Grauschimmel ausbreiten; (vorbeugende) Maßnahmen: regelmäßig hacken, Überdüngung vermeiden, Erdbeeren auf Stroh betten, damit die Früchte nicht auf nassem Boden liegen, mit Brennnesseljauche gießen, Knoblauch als Zwischenkultur pflanzen, erkrankte Pflanzen entfernen und in die Biotonne geben
Kohlhernie: Wucherungen und Knoten an den Wurzeln; Sporen bleiben jahrelang im Boden – Erde wechseln und Töpfe gründlich spülen! (Vorbeugende) Maßnahmen: Boden lockern und kalken, Mischkultur mit Zwiebeln und Lauch, kranke Pflanzenteile sofort entfernen und in die Biotonne geben; Hausmittel: Schachtelhalm-Tee spritzen
Blattläuse: befallen Gemüse und Obstbäume; (vorbeugende) Maßnahmen: mit kaltem Wasser abspritzen oder zerdrücken, außerdem Nützlinge fördern. Marienkäfer, Marienkäferlarven, Florfliegenlarven, Raubmilben und Schwebfliegenlarven vertilgen riesige Mengen von Blattläusen. Sie fühlen sich wohl, wenn sie Rückzugsmöglichkeiten haben – also Balkon nicht zu sauber halten!
Erdflöhe: viel hacken und gießen, das vertreibt die Plagegeister
Kohlfliegen: ca. 1 cm lange, weiße Maden; fressen an Wurzeln von Kreuzblütlern wie Kohl, Kohlrabi, Radieschen und Rettich; (vorbeugende) Maßnahmen: Mischkultur mit Tomate und Sellerie vermindert Befallsrisiko; nach dem Pflanzen Ring aus Steinmehl um die Kohlpflanzen ausbringen; Kohlpflanzen tief setzen und anhäufeln; Pflanzung während der Zeit der Eiablage (Ende April–Mitte Mai, Ende August–Mitte September) vermeiden
Kohlweißling: Raupen, die Blätter fressen und Blattrippen stehen lassen; (vorbeugende) Maßnahmen: Kulturschutznetz über Pflanzen ausbringen, Mischkultur mit Sellerie und Kapuzinerkresse, mit Steinmehl bestäuben
Nematoden (Wurzelälchen): Fadenwürmer im Boden; befallen gerne Kreuzblütler wie Kohl, Radieschen, Kartoffeln, Karotten, Tomaten und Erdbeeren; Tiere saugen an den Wurzeln und dringen in diese ein; (vorbeugende) Maßnahme: Studentenblumen (Tagetes) und Ringelblumen als Abwehr pflanzen
Weiße Fliege: Mottenschildlaus; befällt gerne Kohl und Tomaten, sitzen auf der Blattunterseite; (vorbeugende) Maßnahmen: Kulturschutznetz über Pflanzen ausbringen, Nützlinge fördern (s. „Blattläuse“)
Möhrenfliege: ca. 8 mm große, gelbliche Maden; befallen Möhren, Pastinake und Sellerie; fressen sich durch die Wurzeln; (vorbeugende) Maßnahmen: Kulturschutznetz von April bis Juli, Mischkultur mit Zwiebeln oder Lauch, Knoblauch-Zwiebel-Brühe von April bis Juli auf die Pflanzen spritzen
Spinnmilben: Rote Spinne; Auberginen, Gurken, Paprika, Bohnen, Obstbäume; Tiere halten sich auf Blattunterseite auf, meist findet man feine Gespinste; (vorbeugende) Maßnahmen: mit Zwiebelschalensud Blätter besprühen (v.a. auch die Unterseiten), befallene Pflanzenteile vernichten, mit hartem Wasserstrahl wegspritzen, Nützlinge fördern (s. „Blattläuse“)
Zwiebelfliege: weiße Maden; Knoblauch, Lauch und Zwiebeln sind die Opfer dieser Maden; Fraßgänge bis ins Innere der Zwiebelknollen; (vorbeugende) Maßnahmen: Kulturschutznetz von April bis September, Mischkultur mit Karotten, befallene Pflanzen sofort entsorgen
Eine richtig gute Sache – neben den anderen richtig guten Sachen wie eine eigene Wildnis erschaffen und Essbares anbauen – ist beim Hobbygärtnern der Gewinn von hausgemachtem Saatgut. Wenn du deine Paprika und Tomaten verputzt, heb ihre Samen auf. Säubere sie, lege sie auf ein Tuch, lass sie gut trocknen und pack sie dann in ein dunkles, luftdichtes Glas (beschriften nicht vergessen). Lass auch deine Wildblumen und Kräuter blühen – sobald ihre Blühpracht dahin ist, kannst du aus den vertrockneten Köpfchen das Saatgut für die nächste Saison entnehmen.
Weshalb aber solltest du dir die Mühe machen, eigenes Saatgut zu sammeln? Erstens sparst du dir damit wieder ein paar Münzen. Was jedoch viel wichtiger ist: Du gewinnst das Saatgut von den Pflanzen, die es geschafft haben, auf deinem Balkon zu wachsen. Ziehst du in der nächsten Saison ihre Nachkommen groß, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du wieder starke Pflanzen und damit ein gutes Erntejahr haben wirst. Von Jahr zu Jahr gewinnst du so Saatgut, das immer besser an deinen Balkon angepasst ist und sich dort zu richtigen Musterexemplaren an Pflanzen entwickeln wird.
Lange bevor der erste Schnee kommt, wirst du das meiste Gemüse bereits abgeerntet haben. Dann heißt es erstmal: Aus und vorbei mit der grünen Pracht. Immerhin jedoch müssen Kräuter im Gegensatz zu Gemüse nicht von Jahr zu Jahr neu gezogen werden. Es gibt solche, die man als „mehrjährig“ bezeichnet, die also mehr als ein Jahr leben. Sie behalten ihre Blätter auch im Winter oder treiben in der nächsten Saison wieder aus, wenn sie gut über die kalte Jahreszeit kommen.
Pfefferminze, Schnittlauch, Thymian, Salbei, Oregano, Currykraut und Lavendel verbringen die kalten Monate gern im Freien. Damit sie das aber auch wirklich gerne tun, packst du die Kräutertöpfe in eine größere Holzkiste, die du mit Laub befüllst. Diese Schutzschicht hält die schlimmste Kälte von deinen Pflanzen ab. Wenn du die Kisten jetzt noch nah an deine Hauswand und auf eine dicke Schicht Zeitungspapier stellst, sollten sie den Winter gut überstehen. Hast du keine Kiste zur Hand, wickelst du deine Töpfe in Gartenvlies oder einen Jutesack ein und schnürst das Paket zu. Lass aber ein kleines Loch frei, damit du gießen kannst. Denn das musst du auch im Winter, sonst verdursten deine Pflanzen. Einmal die Woche sollte jedoch genügen.
Nach drinnen holst du die Frostbeulen Zitronenverbene, Lorbeer und Rosmarin und stellst sie in einen kühlen, hellen Raum. Hast du nur warme, beheizte Zimmer zur Verfügung, ist es besser, sie draußen zu lassen – und wie die anderen Kräuter dick einzupacken.
Quellen:
Permakultur auf dem Balkon, Ulrike Windsperger, erschienen im YUNA-Verlag
Kräuterfibel, Gartenfräulein
Der Bio-Garten, Marie-Luise Kreuter