Schwarze Tomaten? Lila Rüben? Minigurken? Es ist unglaublich, welche Vielfalt an Gemüsesorten es gibt. Auch wir probieren immer gerne neue Sorten aus. Allerdings müssen es nicht immer fancy Neuzüchtungen sein, die unseren Garten oder Balkon bereichern. Auch alte Sorten haben einiges an bunter Vielfalt zu bieten. Hier erfährst du, warum es so wichtig ist, alte Gemüsesorten zu erhalten und warum es sich lohnt, sie in deine Gartenplanung zu integrieren – zum Beispiel mit unserem Wachsenden Kalender Vergessene Sorten 2024!
Das erwartet dich:
Hast du schon einmal etwas von dem Begriff „samenfest“ gehört? Findest du auf einem Samentütchen die Bezeichnung „samenfestes Saatgut“, kannst du von den daraus wachsenden Pflanzen wieder neues Saatgut gewinnen. Dieses hat die gleichen genetischen Eigenschaften wie die Elternpflanze, ist robust, anpassungsfähig und kann in einer Linie immer weiter vermehrt werden.
Im Gegensatz dazu wird sogenanntes „Hybridsaatgut“ aus zwei hochgezüchteten Inzestlinien gewonnen. Willst du aus Hybridsaatgut eigenes Saatgut gewinnen, werden die Eigenschaften der Elternpflanze nicht an die nächste Generation weitergegeben. Du kannst Hybridsorten also nicht einfach zu Hause weitervermehren und musst immer neues Saatgut kaufen. Das hilft hauptsächlich Großkonzernen, die Patente auf ihre Züchtungen besitzen. Der Sortenvielfalt schadet es, denn wenn nur noch ertragreiches Hybridsaatgut angebaut wird, sterben alte Sorten aus.
Alte Sorten sind immer samenfest und mit ihrem Anbau und ihrer Weitervermehrung kannst du ihren Erhalt unterstützen. So wirst du zum Bewahrer der Vielfalt und sparst obendrein viel Geld für den Kauf von neuem Saatgut.
Wusstest du, dass allein in der EU 21.600 Gemüsesorten zugelassen sind*? Während jedes Jahr neue, hoch leistungsfähige Sorten gezüchtet werden, sieht es für die alten Gemüsesorten eher schlecht aus. Weil sie weniger Ertrag liefern, werden sie immer seltener angebaut und stehen zum Teil kurz davor, für immer von unseren Speiseplänen zu verschwinden.
Einige Sorten werden sogar überhaupt nicht mehr angebaut und sind nur noch in Saatgutbibliotheken oder Saatgutbanken für die Nachwelt aufbewahrt.
Eine weittragende Entwicklung, denn Saatgut ist auch Kulturgut. Gerade alte Sorten sagen viel über die kulturelle Entwicklung einer bestimmten Region aus, über geschmackliche Vorlieben, Lebensumstände und Bedürfnisse der jeweiligen Zeit, in der sie entstanden sind. Wir sollten die alten Sorten nicht in Vergessenheit geraten lassen, zumal sie auch heute noch einiges zu bieten haben.
Durch die Weitervermehrung über viele Pflanzen- und Menschengenerationen hinweg sind sie robust geworden und können sich gut an veränderte Umweltbedingungen anpassen, vor allem in ihrer Ursprungsregion. Das ist besonders mit Blick auf den Klimawandel, auf Hitzewellen und Überschwemmungen besonders wertvoll.
Nicht nur neue Züchtungen halten bunte Überraschungen bereit. Auch alte Sorten können nur so vor Farben sprühen und sind dabei unvergleichlich lecker. Über die Generationen haben sich nur die besten Eigenschaften durchgesetzt, die mit ihrem Farbenreichtum und ihrer geschmacklichen Vielfalt glänzen. Ob schwarzer Rettich, leuchtend bunter Mangold oder rotbrauner Grünkohl, sie alle bringen neue Impulse in unsere Küche.
So sehen es übrigens auch 9 von 10 Insekten, die sich an den Blüten der alten Gemüsesorten bedienen. Leider bringt selbst der schönste Blumengarten nichts, wenn die Blüten darin nicht insektenfreundlich sind.
Die Blüten alter Gemüsesorten sind hingegen meist eine willkommene Futterstelle für hungrige Sechsbeiner, besonders für die wählerischen unter ihnen. Denn je vielfältiger die Sortenauswahl in deinem Garten ist, desto wahrscheinlicher wird es, dass spezialisierte Insekten darin Nahrung finden. So trägst du zum Erhalt gefährdeter Arten bei, die auf bestimmte Blüten angewiesen sind.
Aber wo anfangen? Unser Wachsender Kalender "Vergessene Sorten" ist 2024 mit einer komplett neuen Sortenauswahl zurück! Wenn du einen Garten oder einen großen Balkon mit Hochbeet hast, kannst du mit den alten oder besonderen Sorten in diesem Kalender ganz einfach etwas für die Sortenvielfalt tun – und gleichzeitig viele Farben und Geschmacksrichtungen genießen.
Das steckt 2024 drin:
Januar: Tomate "Black Cherry"
Ein Nachtschattengewächs, das sich auch tagsüber in ein dunkles Gewand hüllt, im inneren aber süß und fruchtig schmeckt. Ursprünglich aus den USA stammend, ist die "Black Cherry" mittlerweile auf der ganzen Welt beliebt. Beobachte, wie sie von einer grünen Kugel zu einer tiefdunklen Schönheit heranreift und deinem Garten eine geheimnisvolle Note verleiht.
Februar: Zwiebel "Birnenförmige"
Die alte fränkische Züchtung ist wie ein guter Liebesbrief: Süß, temperamentvoll, und bringt dich nur ein bisschen zum Weinen. Ihre Form gleicht – du hast es dir fast gedacht – einer Birne. Wegen ihres milden Geschmacks eignet sie sich perfekt für Zwiebelkuchen und Salate.
März: Mohn "Planète rouge du Jura"
Diese aus dem Jura-Gebirge Frankreichs stammende Mohnblume leuchtet so strahlend in rot und violett, dass selbst der schickste Lippenstift vor Neid erblassen würde. Auch die Bienen können ihrer Schönheit nicht widerstehen und werden dich in Zukunft öfter beehren – vor allem, wenn der Mohn sich selbst aussät und du bald in einem Blütenmeer schwimmen kannst.
April: Karotte "Küttiger"
Eine alte Schweizer Sorte, die aus dem kleinen Dorf Küttigen stammt, ähnelt mit ihrer weißen Farbe der Wilden Möhre. Ihr Geschmack ist so bodenständig-erdig wie die Sorte selbst, die schon fast in Vergessenheit geraten war, bevor sich seit 1978 der Küttiger Landfrauenverein für ihren Erhalt einsetzte. Noch heute sind die Rüebli sehr beliebt und werden in zahlreichen Eintöpfen verwendet.
Mai: Gurke "Vorgebirgstraube"
Die "Vorgebirgstraube" hat ihren Namen nicht umsonst. Ihre Früchte hängen fast wie Trauben an den Pflanzen. Außerdem schmecken sie so süß und mild, dass man unweigerlich an Trauben denken muss, die schwer an den Reben hängen. Dabei sind sie ausgesprochen vielseitig: Ob als Einlegegurken, zum Snacken oder im Salat. Ernte sie einfach, wenn sie die für dich passende Größe erreicht haben.
Juni: Zichorie "Rossa di Verona"
Die Sorte ist auch als "Veroneser Rote" bekannt. Sie erleuchtet mit ihren Roten Blättern deinen Garten und deine Teller. Die gesunde Bitterkeit der Blätter kann durch die richtige Kombination mit anderen Zutaten, wie zum Beispiel süßen Früchten, gerösteten Nüssen oder cremigen Käsesorten, wunderbar ausbalanciert werden. Schmeckt auch gedünstet oder gebraten!
Juli: Rübe "Zürcher"
Rüben sind in den letzten Jahrzehnten fast vollkommen von unseren Speiseplänen verschwunden. Schade, denn ihr zartes Fleisch, ihre kohlige Schärfe und ihre vielen Vitamine machen sie zu einem heimischen Superfood. Auch optisch hat die "Zürcher" mit ihrer lila-weißen Schale einiges zu bieten. So kannst du im November wunderbar ein traditionelles Schweizer Räbeliechtli daraus schnitzen.
August: Spinat "Winterriesen"
Eine der größten Herausforderungen in der Selbstversorgung ist es, auch im Winter ein bisschen frisches Grün auf den Tisch zu bringen. Der Spinat "Winterriesen" wächst auch noch bei kühlen Temperaturen und versorgt dich den Winter über mit Vitaminen und Mineralstoffen. Das freut auch deinen Boden, denn der Spinat schützt ihn vor Kälte und Erosion.
September: Feldsalat "Vit"
Die bewährte Sorte "Vit" ist robust und ertragreich. Ein Glück, denn was den Blättern des Rapunzelsalats an Größe fehlt, das gleichen sie mit ihren zarten Geschmack wieder aus. Wusstest du übrigens, dass Feldsalat nicht zur gleichen Pflanzenfamilie gehört wie andere Salate? Das macht ihn zu einer hervorragenden Zwischenfrucht, sodass deine anderen Gemüsearten im Frühjahr wieder frisch und schädlingsfrei weiterwachsen können.
Oktober: Petersilie
Petersilie ist eines der beliebtesten Kräuter und harmoniert mit beinahe allen Sorten im Kalender "Vergessene Sorten". Besonders gut passt sie aber zu Suppen und Eintöpfen. Sie ist sonnenverwöhnt und wurzelt am liebsten in durchlässigen Böden.
November: Salat "Maikönig"
Perfekt, wenn du vor allen anderen Salat ernten möchtest: Der Maikönig eignet sich für den sehr frühen Anbau und kann bereits ab Februar vorgezogen und ab März im Freien ausgesät werden. In milden Lagen kannst du ihn sogar überwintern. Wie der Name verrät, sind die zarten Salatköpfe dann im Mai erntereif.
Dezember: Porree "Hilari"
Langsam aber stetig wächst Lauch in deinem Garten heran. Damit du ihn im Herbst ernten kannst, solltest du ihn bereits im Januar vorziehen oder im Februar direkt aussäen. Anders als Tomate und Gurke mag es der Lauch eher kühl. Wenn du ihn im Winter stehen lässt, kannst du im darauffolgenden Sommer deine eigenen Samen gewinnen.