Unterstützung, Freundschaft, ein gutes soziales Umfeld – das alles gibt uns Halt und lässt uns wachsen. Auch in der Welt der Pflanzen ist ein gutes Miteinander wichtig für Gesundheit und Wachstum. Denn Pflanzen können sich genau wie wir Menschen gegenseitig unterstützen oder schaden. Neben dem Fruchtwechsel ist die Mischkultur deshalb eines der wichtigsten Prinzipien im Bio-Garten. In vielen Fällen kannst du sogar auf künstlichen Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel verzichten, wenn du deine Pflanzen so nebeneinander setzt, dass sie sich wechselseitig begünstigen. Wir erklären dir, warum du in deinem Gemüsebeet unbedingt eine Mischkultur anlegen solltest und wie du das anstellst.
Das erwartet dich:
In einer Mischkultur baut man – anders als in einer sogenannten Monokultur – gleichzeitig verschiedene Pflanzen nebeneinander an, was folgende Vorteile bietet:
Der vorhandene Raum wird perfekt ausgenutzt (in der Höhe, Breite und Tiefe).
Dichte Bepflanzung hält Feuchtigkeit im Boden und unterdrückt Unkraut.
Auf eine Pflanze spezialisierte Schädlinge können sich nicht so leicht ausbreiten.
Bestimmte Pflanzen begünstigen sich gegenseitig (z.B. Schädlingsabwehr durch Duftstoffe).
Licht, Wasser und Nährstoffe werden ideal verteilt.
Wie beim Fruchtwechsel gilt es auch in der Mischkultur darauf zu achten, Mitglieder einer Pflanzenfamilie nicht direkt nebeneinander anzubauen, da sich Krankheiten und Schädlinge dann leichter ausbreiten.
Außerdem solltest du Tief- und Flachwurzler abwechseln, da Tiefwurzler Nährstoffe und Wasser aus tieferen Bodenschichten erreichen können. Schnell wachsende Pflanzen solltest du hingegen nicht mit langsam wachsenden kombinieren, da die Stärkeren den Nachzüglern sonst rasch Licht und Nahrung streitig machen.
Ideal wäre es, Stark-, Mittel- und Schwachzehrer in einem Beet zu mischen. Die Schwierigkeit dabei: Will man eine bunte Mischkultur anlegen, wird es sehr kompliziert, zusätzlich einen ausreichenden Fruchtwechsel einzuhalten, sowohl im Hinblick auf den Nährstoffbedarf als auch auf die Pflanzenfamilien.
Doch es gibt einen einfachen Trick, wie es dir dennoch gelingt: In der Mischkultur setzt du besser Pflanzen mit ähnlichem Nährstoffbedarf in ein Beet als Mitglieder einer Pflanzenfamilie. Also: Auf ein Beet kommen Starkzehrer, auf das nächste Mittelzehrer, auf ein weiteres Schwachzehrer. So behältst du den Überblick über den Fruchtwechsel und schaffst innerhalb der Beete Freiräume für einen bunten Mix verschiedener Pflanzenfamilien.
Beispiel für ein Beet:
Jahr 1: Hauptsächlich Starkzehrer (Kreuzblütler: Blumenkohl; Kürbisgewächse: Zucchini; Doldenblütler: Karotten)
Jahr 2: Hauptsächlich Mittelzehrer (Fuchsschwanzgewächse: Rote Beete; Nachtschattengewächse: Aubergine; Lauchgewächse: Zwiebeln; Doldenblütler: Haferwurzel)
Jahr 3: Hauptsächlich Schwachzehrer (Schmetterlingsblütler: Erbsen; Korbblütler: Feldsalat)
Jahr 4: Gründüngung (Tagetes und Phacelia)
Ausreichend Platz, Wasser und Nährstoffe sind in einer bunten Mischkultur meist gesichert, allerdings basiert eine perfekte Pflanzenpartnerschaft nicht nur auf Äußerlichkeiten und Grundbedürfnissen. Worauf achtet also eine Pflanze, um ihr Herzblatt zu finden (das Blatt kann natürlich auch nadel- oder eiförmig sein)? Phytonzide sind das Stichwort. Das klingt zwar nicht besonders romantisch, ist aber für dich als Gärtner:in sehr relevant, wenn du nach guten Partnern oder Nachbarn für deine Schützlinge suchst.
Phytonzide sind Duft- oder Flüssigausscheidungen, mit denen Pflanzen positiv oder negativ auf andere Pflanzen einwirken. Dazu gehören zum Beispiel Saponine. Saponine („wie Seife schäumende Stoffe“) haben eine wachstumsfördernde Wirkung auf nachwachsende Kulturen. Pflanzen, die diese Stoffe absondern, sind zum Beispiel Spinat, Gartenmelde, Kartoffel, Rote Beete, Tomate, Primel, Stiefmütterchen, Trollblume, Pfingstrose und Rittersporn.
Schmetterlingsblütler binden in Symbiose mit Knöllchenbakterien Stickstoff im Boden, den alle Pflanzen zum Wachsen brauchen. Sie scheiden aber auch einen Stoff namens Heteroauxin aus, der das Wurzelwachstum insbesondere von Obstbäumen fördert.
Blumen wie Tagetes oder Ringelblumen fördern die Pflanzengesundheit und ihre Abwehrkräfte. Ihre Pflanzenstoffe töten Wurzelälchen ab, kleine Tierchen in der Erde, die bevorzugt Wurzeln anfressen.
Viele Kräuter wirken sich mit ihren ätherischen Ölen positiv auf Gemüsepflanzen aus, indem sie:
den Geschmack verbessern: Frühkartoffeln schmecken besser mit Thymian und Koriander, Möhren mit Dill, Radieschen mit Kresse.
Schädlinge abwehren: Schnittsellerie schützt Kohlkulturen vor Erdflöhen und Raupen; Thymian, Salbei und Pfefferminze schützen deine Kohlpflanzen vor dem Kohlweißling und seinen gefräßigen Raupen; Bohnenkraut wirkt neben Bohnen als Schutzschild gegen die schwarze Bohnenlaus; Basilikum, Kapuzinerkresse und Gartenkresse bewahren Tomaten vor den schwarzen Blattsaugern.
das Wachstum fördern: Dill lässt Möhren, Zwiebeln, Erbsen und Gurken besser gedeihen, Kerbel ermutigt deinen Salat zum Wachsen.
bestäubende Insekten anlocken: Borretsch ist der geborene Kuppler zwischen Insekten und Gurken bzw. Zucchini.
Leider ist die Welt der Pflanzenstoffe noch sehr wenig erforscht und es liegt zu einem großen Teil an uns Gärtner:innen, günstige Beetpartnerschaften zu entdecken.
Es gibt aber einige sehr etablierte und beliebte Mischkulturen, die wir dir nicht vorenthalten wollen und die du auch als Gartenneuling leicht ausprobieren kannst:
Kohl und Salat: Salat hält Erdflöhe von Kohl fern.
Möhren und Zwiebeln bzw. Lauch: Sie verwirren mit ihren Duftstoffen die Schädlinge des jeweils anderen beim Anflug. Kombiniere am besten frühe Möhren mit Zwiebeln und späte Karotten mit Lauch. Späte Möhren und Zwiebeln passen nicht so gut zusammen, weil Möhren im Spätsommer sehr viel Wasser benötigen, damit sie nicht aufplatzen, während die Zwiebeln in dieser Zeit trocken auf dem Beet liegen sollten.
Tomaten und Basilikum: Beide mögen es feucht, die Tomaten schützen das Basilikum und den Boden um es herum vor Austrocknung; das Basilikum hält mit seinem Duft im Gegenzug Blattläuse von den Tomaten fern.
Mais, Bohnen und Kürbis: Diese Mischkultur ist auch unter dem Namen „Drei Schwestern“ bekannt und wurde schon von den Maya und Azteken praktiziert. Der Mais dient als Rankhilfe für die Bohnen, diese reichern den Boden für die beiden Starkzehrer mit Stickstoff an. Der Kürbis wiederum unterdrückt als wuchernder Bodendecker Unkraut und hält die Feuchtigkeit im Boden. Seine Früchte reifen erst dann in der Herbstsonne, wenn Bohnen und Mais bereits abgeerntet sind. Mais und Kürbis sollten im Frühjahr einige Wochen vor den Bohnen gepflanzt oder vorgezogen werden.
Gurken und Dill: Die Gurken halten den Boden feucht, der Dill hält Schädlinge fern und fördert das Wachstum. Nach der Ernte harmoniert dieses Dreamteam perfekt im Salat.
Im Hochbeet ergibt sich oft von selbst eine Mischkultur, da alles auf engem Raum nebeneinandergesetzt wird. Für dauerhaft hohe Erträge solltest du auch hier auf gute Nachbarschaft und ausreichenden Fruchtwechsel achten.
Wenn du ein neues Hochbeet anlegst, kannst du im frischen und nährstoffreichen Humusboden Stark- und Mittelzehrer wie Paprika, Brokkoli, Gurken und Salat (im Winter auch Wintersalat wie Endivie) anpflanzen. Mische dabei verschiedene Pflanzenfamilien. Im zweiten Jahr kannst du dann Mittelzehrer anderer Pflanzenfamilien wie Möhren und Rote Beete aussäen, Salat beispielsweise kannst du meist ohne Probleme mehrmals hintereinander anbauen. Vorsicht ist wie immer bei Kohlgewächsen geboten. Pflanze Weiß- und Rotkraut, Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Rettich, Radieschen, Rucola, Senf, etc. nicht zu dicht nebeneinander und vermeide es auch, sie aufeinanderfolgen zu lassen.
Solltest du Krankheits- oder Schädlingsbefall feststellen, musst du auch im Hochbeet eine Kulturpause einlegen und für ein paar Jahre keine Mitglieder derselben Pflanzenfamilie anbauen. Schimmelsporen und die Larven vieler Schädlinge überwintern im Boden und werden im kommenden Jahr wieder in deinem Beet zu Tisch kommen. Alternativ kannst du die Erde auswechseln und neue Eindringlinge aus der Luft mit engmaschigen Kulturschutznetzen fernhalten.
In einer Mischkultur ist es sinnvoll, auch mehrjährige Pflanzen anzubauen. Sie sind besser an ihren Standort angepasst, erlauben zum Teil eine mehrmalige Ernte, sind pflegeleichter und erreichen mit ihren Wurzeln selbst tiefergelegene Wasser- und Nährstoffspeicher. Manche Pflanzen säen sich auch gerne selbst aus und verbleiben so über viele Jahr an demselben Standort. Andere bilden erst im zweiten Jahr Blüten, Früchte oder Samen und stehen deshalb länger im Beet. Hier musst du die Mischkultur entsprechend anpassen und nur solche einjährigen und mehrjährigen Pflanzen als Beetnachbarn wählen, die sich gut miteinander vertragen.
Bei starkzehrenden mehrjährigen Pflanzen wie Rhabarber oder Spargel kannst du beispielsweise in einer Mischkultur Bohnen, Ringelblumen oder Phacelia pflanzen, um ihnen ausreichend Nährstoffe zur Verfügung zu stellen und Schädlinge fernzuhalten. Nach spätestens sieben Jahren Anbauphase solltest du deinem Boden allerdings ein paar Jahre Erholung von den mehrjährigen Starkzehrern gönnen und in dieser Zeit nur Schwach- und Mittelzehrer anbauen.