Fruchtwechsel und Fruchtfolge sind längst nicht mehr nur in der Landwirtschaft ein Begriff. Auch in Gartenmagazinen wird immer wieder die Nützlichkeit und Nachhaltigkeit dieser alten Anbauweisen betont. Zurecht, denn der Fruchtwechsel steht für einen schonenden Umgang mit vorhandenen Ressourcen und ein Gleichgewicht der Nährstoffe, was nicht zuletzt unserem Boden und Grundwasser zugutekommt. Wer Stark-, Mittel- und Schwachzehrer im Wechsel anbaut, hält nicht nur Krankheiten und Schädlinge von den Pflanzen fern, sondern kann auch viel Geld für Düngung und Pflanzenschutzmittel sparen.
Das erwartet dich:
Seinen Ursprung hat der Fruchtwechsel in der Jahrtausende alten Anbauweise der Vierfelderwirtschaft. Schon unseren Vorfahren fiel auf, dass manche Pflanzen den Boden stark auslaugen. Deshalb bauten sie Pflanzen mit niedrigem und solche mit hohem Nährstoff- bzw. Stickstoffbedarf im Wechsel an. Seitdem findet diese Erkenntnis in der Landwirtschaft Anwendung: Auf ein Jahr der Brache oder eine Gründüngung folgen im ersten Jahr Starkzehrer, im zweiten Jahr Mittelzehrer und im dritten Jahr Schwachzehrer, bevor dem Feld und dem Bodenleben wieder ein Jahr Erholung gewährt wird.
Stehen mehrere Felder zur Verfügung, kann der Wechsel in einer jährlichen Rotationsbewegung erfolgen:
Im privaten Garten gibt es keine Felder, aber Beete. Auf diesen kann man ebenfalls eine "Vierfelderwirtschaft" betreiben. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Fruchtwechsel und Fruchtfolge. Beide Begriffe werden oft synonym verwendet, haben aber unterschiedliche Bedeutungen.
Der Fruchtwechsel bezeichnet den Wechsel von Stark-, Mittel- und Schwachzehrern über mehrere Jahre hinweg. Man teilt das Beet in vier gleich große Felder ein und baut nacheinander Gründüngung, Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer an (siehe Abbildung 1).
Wer nicht so viel Platz hat, kann das System auch auf drei Felder reduzieren. Man lässt dann die Gründüngung weg und düngt stattdessen zwischen Schwach- und Starkzehrern mit Kompost, organischem Dünger oder Mist.
Die Fruchtfolge funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip, spielt sich aber zeitlich innerhalb einer Anbausaison ab. Innerhalb eines Jahres gibt es also auf ein und demselben Beet:
eine Vorkultur (Schwachzehrer oder Mittelzehrer), die im Frühjahr angebaut wird,
eine Hauptkultur (Starkzehrer oder Mittelzehrer) im Sommer, die am längsten auf dem Beet steht,
und eine Nachkultur (Mittelzehrer oder Schwachzehrer), die im Herbst und Winter auf dem Beet wächst.
Neben dem Nährstoffbedarf solltest du bei der Planung von Fruchtwechsel und Fruchtfolge besonders die Pflanzenfamilien berücksichtigen. Werden direkt hintereinander dieselben Pflanzen oder Mitglieder derselben Pflanzenfamilie angebaut, können sich Krankheiten und Schädlinge leichter ausbreiten. Außerdem wird der Boden einseitig mit bestimmten Substanzen angereichert, die eine Pflanze über die Wurzeln ausscheidet. Auch bei Leguminosen (also Bohnen, Erbsen, Klee etc.) musst du aufpassen: Bau sie nicht jahrelang an derselben Stelle an, sonst reichern sie zu viel Stickstoff an.
Das zweite Zauberwort für einen ertragreichen Gemüsegarten: die Mischkultur. In einer Mischkultur werden Pflanzen, die sich gegenseitig helfen, möglichst nebeneinander gepflanzt. Solche, die sich gegenseitig schaden, weil sie beispielsweise Schädlinge übertragen, werden wie beim Fruchtwechsel weit voneinander entfernt gepflanzt.(Hier geht’s zum Artikel „Mischkultur“).
Im Allgemeinen benötigen Topf- und Hochbeetpflanzen zwar mehr Nährstoffe als ihre Schwestern und Brüder im Freiland; trotzdem musst du nicht nach jeder Pflanze die Erde erneuern und düngen. Selbst in einem Topf oder Kübel kannst du mit Fruchtfolge und Fruchtwechsel experimentieren, zum Beispiel:
Jahr 1:
Frühjahr: Düngung (z.B. Kompost oder organischer Dünger) oder Gründüngung (Klee)
Sommer: Hauptkultur (Starkzehrer: Tomaten)
Herbst: Nachkultur (Schwachzehrer: Feldsalat)
Jahr 2:
Frühjahr: Vorkultur (Mittelzehrer: Kohlrabi)
Sommer: Hauptkultur (Starkzehrer: Mini-Gurke)
Herbst: ggf. Nachkultur (Schwachzehrer: Spinat)
Jahr 3:
Frühjahr: Hauptkultur (Schwachzehrer: Erbsen)
Spätsommer: Nachkultur (Schwachzehrer: Kerbel)