Von wegen genügsame Pflänzchen! Deine Fotosynthese betreibenden Mitbewohner sind bei ihrer Diät anspruchsvoller als jede Fitness-App. Wir zeigen dir, welche Nährstoffe deine Pflanzen brauchen und wie du sie mit der richtigen Düngung unterstützt – damit sie groß und kräftig werden und dir eine reiche Ernte bescheren.
Das erwartet dich:
Die meisten Pflanzen können nicht allein von Licht und Wasser leben. Zwar sind diese beiden „Nahrungsquellen“ die Grundvoraussetzung dafür, dass eine Pflanze keimt und lebenswichtige Proteine herstellen kann. Darüber hinaus benötigt sie aber auch Mikro- und Makronährstoffe, die sie über ihre feinen Wurzeln aus dem Boden aufnimmt. Gedüngt werden müssen alle Pflanzen, die über das natürliche Angebot im Boden nicht die Nährstoffe bekommen, die sie zum Leben brauchen. Das betrifft vor allem solche Pflanzen mit hohem Nährstoffbedarf, also Stark- und Mittelzehrer. Die Pflanzennährstoffe sind:
Jede Pflanzenart hat ihre eigenen Bedürfnisse, die einen brauchen mehr Stickstoff, die anderen weniger, die einen wachsen besser auf kalkhaltigem Boden, die andern vertragen das gar nicht. In der Natur wächst eine Pflanze meist nur an Stellen, wo sie ohnehin die für sie ideale Nährstoffzusammensetzung vorfindet: Wildblumen wachsen oft auf nährstoffarmen Magerwiesen, Preiselbeeren suchen sich ein nährstoffreicheres Plätzchen mit leicht saurem Boden. Deshalb braucht es in der Natur keinen Dünger.
Anders verhält es sich im Garten oder auf dem Balkon. Dort müssen wir unseren Pflanzen das geben, was sie zum Wachsen benötigen und was uns letztlich eine reiche Ernte beschert. Wenn eine Pflanze also besonders viele Nährstoffe benötigt (Stark- und Mittelzehrer) oder du besonders viel von ihr ernten möchtest, musst du sie düngen. Im Gemüsegarten sind das vor allem Frucht-, Kohl- und Wurzelgemüse wie Tomaten, Paprika, Gurken, Brokkoli, Blumenkohl, Kohlrabi, Pastinaken oder Möhren. Achte aber immer auf die richtige Dosierung, die sich je nach Pflanze und Düngungsmethode stark unterscheidet.
Wie oft und wie stark du deine Pflanzen düngen musst, hängt vor allem von den Bedürfnissen der jeweiligen Pflanze und deinen Erwartungen an ihr Wachstum ab. So sollten Fruchtgemüse wie Tomaten und Gurken während der Fruchtbildung je nach Düngerart alle 2–4 Wochen mit frischen Nährstoffen versorgt werden – sofern du reichlich davon essen möchtest.
Grundsätzlich solltest du nur düngen, wenn deine Pflanze wächst, Blüten, Früchte oder Samen bildet. Da Pflanzen im Winter ihr Wachstum einstellen, solltest du sie im Herbst nicht mehr düngen, um sie nicht in ihrer „Winterruhe“ zu stören.
Direkt nach dem Umtopfen oder wenn du deine Beete mit frischer Erde angelegt hast, muss für einige Wochen nicht gedüngt werden. Der Boden enthält dann noch genug Nährstoffe, um deine Pflanzen ausreichend zu versorgen. Es spielt auch eine Rolle, wie gut die Nährstoffe in deinem Boden verfügbar sind. Das hängt von ihrer Zusammensetzung, aber auch von der Bodenstruktur ab. Ein Sandboden kann zum Beispiel nicht so viele Nährstoffe speichern wie ein Lehmboden.
Zuletzt ist es stark vom jeweiligen Düngemittel abhängig, wie häufig du düngen solltest. Halte dich bei fertigen Düngern immer an die Angaben auf der Verpackung.
Bei fertigem Dünger werden die Anteile von Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K) mit der Formel „NPK“ angegeben.
Als Orientierung kannst du dir merken: Bei organischem Dünger, besonders bei festem Dünger, bei Jauchen und Hausmitteln kannst du etwas mehr und häufiger düngen als bei Mineraldünger.
Weil Topfpflanzen meist nur eine begrenzte Menge Erde zur Verfügung haben, ist diese schnell durchwurzelt und ausgezehrt. Auch das Bodenlebenist in Töpfen nicht so aktiv wie im Freiland. Deshalb müssen Topfpflanzen häufiger gedüngt werden. Wenn du flüssigen Dünger verwendest, verbinde die Düngung mit dem Gießen, um Staunässe zu vermeiden.
Je höher der Wasserbedarf deiner Pflanze ist, desto häufiger musst du auch nachdüngen, da durch das Gießwasser Nährstoffe aus der Erde gewaschen werden. Häufiger als alle 1–2 Wochen sollten aber auch Topfpflanzen nicht gedüngt werden. Halte dich hier bei der Dosierung besonders akribisch an die Herstellerangaben, um eine Überdüngung zu vermeiden.
Die Natur ist von sich aus nicht auf hohe Erträge aus. Die Pflanze will leben und sich vermehren. Wir düngen also zwar auch für die Gesundheit unserer Nutz- und Zierpflanzen, vor allem aber zu unserem eigenen Vorteil.
Beim Einsatz von jeglichen Düngemitteln sollten wir uns deshalb überlegen, welche Konsequenzen der Einsatz von Dünger für Pflanzen und Umwelt haben kann. Nicht nur auf landwirtschaftlichen Flächen kann durch Überdüngung Nitrat ins Grundwasser gelangen, auch in privaten Gärten geht kontinuierliche Überdüngung zu Lasten des Bodens und im schlimmsten Fall des Grundwassers. Bei Blattgemüse kann sich Nitrat sogar in den Blättern anreichern und so in deinen Körper gelangen.
Tipp: Salat am besten an einem sonnigen Nachmittag oder Abend ernten, dann ist der Nitratgehalt am niedrigsten.
Auch die Pflanzen selbst können durch eine zu starke Düngung Schaden nehmen, sie „verbrennen“. Eine akute Überdüngung erkennst du an braunen, trockenen Blatträndern.
Wusstest du, dass die meisten Gärten in Deutschland mit Phosphor überdüngt sind? Um sicher festzustellen, dass zu viel Phosphor im Boden ist, der ebenfalls ins Grundwasser gelangen kann, hilft nur eine Bodenprobe, die du an ein Labor schicken kannst.
Nährstoffe, also auch Düngemittel, können von Pflanzen nur richtig aufgenommen werden, wenn sie in Wasser gelöst sind. Feste Dünger brauchen also eine gewisse Zeit, bis sie aufgelöst und gegebenenfalls von Mikroorganismen pflanzenverfügbar gemacht werden. Flüssige Dünger sind zwar meist konzentriert und müssen noch mit Wasser verdünnt werden, können dann aber sofort von deinen Pflanzen verarbeitet werden. Sie eignen sich besonders zur Soforthilfe bei unterversorgten Pflanzen. Genauso schnell wie die Wirkung einsetzt, ist sie aber auch wieder verflogen, da die Nährstoffe durch Regenwasser und Gießen ausgeschwemmt werden. Die Gefahr einer Überdüngung ist hier sehr hoch.
Fester Dünger zersetzt sich hingegen nach und nach, gibt Nährstoffe also langsam, aber kontinuierlich an den Boden und die Pflanzen ab. Wenn du schnelle Ergebnisse erzielen möchtest, ist fester Dünger nicht geeignet, wohl aber zur dauerhaften Versorgung deiner Pflanzen. Auch eine Überdüngung deiner Pflanzen ist dabei nicht so leicht möglich. Sowohl organischer als auch mineralischer Dünger ist als „Langzeitdünger“ erhältlich. Bei Hausmitteln gilt: Je größer und fester die Teile, die ausgebracht werden, desto langsamer gelangen die Nährstoffe in den Boden.
Es ist gar nicht so leicht zu erkennen, welche Nährstoffe deine Pflanzen gerade brauchen, ohne eine Bodenprobe zu nehmen. Die meisten Mangelerscheinungen äußern sich in gelben Blättern und kümmerlichem Wachstum. Oft führt der Überschuss eines Nährstoffs zur schlechteren Aufnahmefähigkeit eines anderen. Zum Beispiel können Eisen und Aluminium die Aufnahme von Phosphat hemmen, Magnesium, Ammonium und Natrium die Aufnahme von Kalium.
Um eine Überdüngung und möglicherweise negative Wechselwirkungen zwischen einzelnen Nährstoffen zu vermeiden, dünge nicht zu häufig, nicht zu viel auf einmal und setze im Zweifel eher auf professionell zusammengestellte Mehrfachdüngeroder auf Hausmittel und Jauchen. Gezielt mit einem bestimmten Nährstoff zu düngen ist nur sinnvoll, wenn du die Symptome sicher zuordnen kannst. Folgende Mangel- und Überdüngungserscheinungen können an deinen Pflanzen auftreten:
Organischer Dünger beinhaltet Nährstoffe in gebundener Form, macht sich also ihr natürliches Vorkommen in organischen Materialien wie Mist oder Kompost zu Nutze. Mineralischer Dünger hingegen enthält die Nährstoffe in mineralisierter Form und wird industriell hergestellt. Dadurch sind die enthaltenen Nährstoffe wasserlöslich und für Pflanzen sofort verfügbar. Wegen der hohen Nährstoffkonzentration können allerdings Stickstoffverbindungen und Phosphate in tiefere Bodenschichten gelangen und sogar das Grundwasser belasten.
Ein weiterer negativer Punkt in der Nachhaltigkeitsbilanz von mineralischem Dünger: Der Herstellungsprozess ist oft energieintensiv und fossile Vorkommen werden ausgebeutet.
Auch organischer Dünger enthält meist hohe Mengen an Stickstoff und Phosphor, besonders Tiermist, jedoch werden die Nährstoffe von den Pflanzen und den Bodenlebewesen nicht so schnell aufgenommen, da die gebundenen Nährstoffe erst von Mikroorganismen verfügbar gemacht werden müssen. Eine Überdüngung ist deshalb unwahrscheinlicher. Halte dich bei fertigen organischen Düngern dennoch an die Herstellerangaben und dünge nicht mehr als nötig. Hab auch etwas Geduld, wenn Ergebnisse nicht sofort sichtbar werden.
Beliebte organische Dünger sind die Hinterlassenschaften von Rindern, Pferden, Schafen und Ziegen, Hühnern, Seevögeln (Stickstoff, Phosphor, Kalium, Kalzium, Magnesium), Holzkohle (Basis von Terra Preta, Stickstoff), Hornmehl bzw. Hornspäne (Stickstoff, Phosphor), Leguminosenschrot (Stickstoff), Vinasse (Stickstoff, Kalium), Urgesteinsmehl (Kalium, Eisen), Algenkalk (Magnesium), und vor allem Kompost!
Letzterer enthält zwar nicht so viele Nährstoffe, lockert aber den Boden auf und reichert ihn mit wertvollen Mikroorganismen an, die er obendrein mit frischem organischem Material versorgt. Und wir wissen ja: Ein gesundes Bodenlebenist das A und O eines ertragreichen Gartens. Einfach im Frühjahr ausstreuen und mit dem Rechen ins Beet einarbeiten.
Hausmittel sind eine gute Möglichkeit, herkömmliche Düngemittel zu ergänzen. Die einzelnen Nährstoffe können allerdings nicht so gut dosiert werden und die Wirksamkeit ist nicht immer erwiesen. Ausprobieren solltest du es trotzdem, vor allem wenn du deine Küchenreste damit sinnvoll weiterverwenden kannst. Beliebte Hausmittel-Dünger sind:
Vorteile: Abfallprodukt aus dem Haushalt; enthält Kalzium, Kalium, Magnesium, Natrium, Eisen; vertreibt Schädlinge; ist basisch, wirkt also gegen Übersäuerung
Anwendung: 30 Gramm Holzasche auf einen Quadratmeter Beetfläche streuen oder in das Gießwasser mischen
Vorsicht: Holz sollte nicht belastet sein oder behandelt sein, nicht zu hoch dosieren
Vorteile: Enthält Gerbsäure, Phosphor, Stickstoff, Kalium, Mikronährstoffe
Anwendung: Oberflächlich einarbeiten, zum Gießwasser oder zum Kompost geben; Erdbeeren, Tomaten, Gurken, Heidelbeeren, Rhododendron (säureliebend), Kräuter damit düngen
Vorsicht: Ist schwach sauer, nicht immer die gleichen Pflanzen düngen; nur getrocknet über die Erde streuen, um Schimmel zu vermeiden.
Vorteile: Kalzium- und magnesiumhaltig: Gut für Kübelpflanzen, insbesondere Tomaten
Anwendung: Um die Gefahr von Salmonellen auszuschließen, Schalen desinfizieren (10 min bei 250 Grad in den Ofen), zerkleinern und in eine Gießkanne geben, 2–3 Schalen auf 1 l Wasser, 2 Tage stehenlassen; oder fein zermahlen und an die Pflanzen streuen
Vorsicht: Es dauert sehr lange, bis das Kalzium aus den Schalen in den Boden gelangt; möglichst fein zermahlen
Vorteil: Bananenschalen enthalten viel Kalium, Zwiebelschalen auch Kalzium und Magnesium
Anwendung: In Stücke geschnitten und getrocknet als Mulchmaterial um die Pflanzen legen oder 1–2 Tage in Wasser aufweichen und zum Gießwasser geben
Vorsicht: Als Mulchmaterial braucht es sehr lange, bis die Nährstoffe in die Erde gelangen; bei Bananen Gefahr von Schimmelbildung; nur unbehandelte Bio-Bananen verwenden!
Vorteile: Enthält die Spurenelemente Bor, Eisen und Zink
Anwendung: ½–1 Würfel in 10 l Wasser auflösen und Pflanzen damit gießen; am besten abgelaufene Hefe verwenden
Vorteil: Sehr mineralstoffreich, Abfallprodukt
Anwendung: Wasser von gekochten Kartoffeln abkühlen lassen und Pflanzen damit gießen
Vorsicht: nicht salzen
Jauchen dürfen einfach in keinem Biogarten fehlen. Wenn auch ihre Wirkungsweise noch nicht ausreichend erforscht ist und sie nicht so viele Nährstoffe enthalten wie zum Beispiel Tiermist, zeigt die Erfahrung doch eindeutig: es wirkt besser als der Zaubertrank bei Obelix. Und ist noch dazu einfach und kostenlos.
Bei Salat solltest du die Jauche nicht kurz vor der Ernte über die Blätter schütten, damit du keine Jauchereste in der Salatschüssel vorfindest.
Dem etwas gewöhnungsbedürftigen Geruch kannst du mit einer Handvoll Urgesteinsmehl oder Kompost entgegenwirken. Oder du genießt einfach die Landluft, die der Jauchebehälter verströmt.
Was genau dabei in die Jauche kommt, ist gar nicht so entscheidend, folgende „Zutaten“ haben sich bewährt: Brennnessel, Beinwell (Stickstoff, Phosphor, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen), Ackerschachtelhalm, Rhabarber, Löwenzahn (Kalium/Kalzium), aber auch Tomatentriebe und sogar Unkräuter wie Giersch.
Auch eine Brühe oder ein Sud kann zur Düngung oder zur Schädlingsabwehr eingesetzt werden. Hier zwei Rezepte:
Ackerschachtelhalm-Brühe für die Extraportion Kalium
400 g Ackerschachtelhalm mit 2 l heißem Wasser übergießen, einen Tag stehenlassen. Abgießen, Sud im Verhältnis 1:5 mit dem Gießwasser mischen.
Rhabarber-Brühe gegen Blattläuse sowie Kraut- und Braunfäule:
400 g Blätter mit 2 l ml heißem Wasser übergießen, einen Tag stehenlassen, unverdünnt gegen Blattläuse und zur Vorbeugung von Pilzkrankheiten versprühen oder im Verhältnis 1:5 ins Gießwasser geben.
Du kannst dir viel Dünger sparen, indem du in deinem Garten auf schonende Anbauweisen und Kreisläufe setzt:
Versuche, Stark-, Mittel- und Schwachzehrer in einem jährlichen Fruchtwechselanzubauen, sodass der Boden nicht ausgelaugt wird und keine Nährstoffe von außen zugeführt werden müssen. Vor allem Leguminosen wie Erbsen, Bohnen oder Klee reichern den Boden mit Nährstoffen an und machen ihn bereit für nachfolgende Kulturen wie Gurken oder Tomaten. Belässt du die Wurzeln und Pflanzenreste im Beet, spricht man von einer Gründüngung.
Etabliere natürliche Kreisläufe in deinem Garten, indem du einen Kompost anlegst, ihn mit Gartenabfällen fütterst und den fertigen Kompost zur Düngung verwendest.
Lass einige Bereiche in deinem Garten auch mal wild wachsen, damit sie sich von der Bewirtschaftung erholen. Solche wilden Ecken sind meist ein wunderbarer Zufluchtsort für Insekten und andere Tiere.
Falls du Hühner oder Ziegen hältst, kannst du deinen Garten mit ihrem Kot düngen (nicht frisch verwenden!). Um eine Kreislaufwirtschaft im eigentlichen Sinne zu schaffen, hältst du nicht mehr Tiere, als du mit deiner eigenen Grün- und Anbaufläche ernähren kannst.
Wie düngst du deine Pflanzen? Hast du weitere Rezepte für Hausmittel, Jauchen oder Brühen? Oder düngst du vielleicht gar nicht? Schreib uns deine Erfahrungen mit dem Düngen in die Kommentare!