Die Standortfrage ist in gewisser Weise eine Luxusfrage, denn für die meisten von uns stellt sie sich gar nicht. Wir haben eben irgendwo ein kleines Stückchen Erde ergattern können, das in Zukunft ein Dasein als Gemüsegarten führen soll – und wir sind einfach glücklich darüber.
Wer aber eine größere Fläche oder mehrere Standorte zur Verfügung hat, sollte die Stelle für den Gemüsegarten weise wählen. Ihn später zu versetzen, bedeutet nämlich sehr viel Arbeit.
Wenn du also vor deinem zukünftigen Traumgarten stehst und in Gedanken schon Bohnen ranken und Radieschen sprießen siehst, solltest du deinen Blick zuerst nochmal ganz unverblümt auf die Standortbedingungen werfen.
Diese 5 Einflussfaktoren spielen eine große Rolle, ob aus deinem geplanten Gemüsebeet ein Traumgemüsebeet wird:
In diesem Video zeigen wir dir, wie wir beim Anlegen unseres Beetes vorgegangen sind:
Befindet sich der Garten neben einem Wald? Stehen Bäume und Sträucher in unmittelbarer Nähe zum Garten oder sogar im Garten?
Große Pflanzen wie Hecken bieten zwar einen gewissen Schutz vor Wind und Wetter (diesen Vorteil nicht unterschätzen!), können aber zur Konkurrenz für dein Gemüse werden: Wenn sie zu nah an deinem Garten stehen, nehmen sie deinen Pflanzen Wasser, Nährstoffe, Platz im Boden zum Wurzeln und vor allem Licht. Direkt unter einem Baum oder neben einer Hecke wächst meist nicht viel, halte also ein paar Meter Abstand, besonders zu Flachwurzlern.
Das wichtigste in deinem Garten ist ausreichend Licht. Ohne Licht können Pflanzen keine Fotosynthese betreiben und verkümmern. Es gilt: Je mehr Sonne, desto besser. Denn die meisten Gemüsesorten, Kräuter und Wildblumen wünschen sich ein volles Sonnenbad.
Entscheidend dabei ist die Ausrichtung deines Gartens, denn in den seltensten Fällen befinden sich keinerlei Bäume, Zäune oder Häuser in der Nähe. Schau dir deinen Standort zu verschiedenen Tageszeiten an: Was wirft wann Schatten? Notiere dir, wie viele Stunden Sonne dein Garten am Tag abbekommt. Wenn es gerade Winter ist, kannst du für den Sommer meist mit ein paar mehr Stunden rechnen. Ein nach Süden hin offener Bereich ist ideal.
Für eine schnelle Einschätzung lohnt der Blick nach unten: Wächst dort Moos, liegt die Stelle wahrscheinlich die meiste Zeit des Tages im Schatten.
Liegt dein Garten am Hang, ist das kein Ausschlusskriterium für ein Gemüsebeet, denn auch in Hanglagen ist es möglich, etwas anzubauen. Gerade eher flache Hänge lassen sich gut bewirtschaften, indem du auf eine möglichst durchgehende Bepflanzung achtest. Die Durchwurzelung des Bodens verhindert, dass bei Regen Erde weggeschwemmt wird. Leichte Unebenheiten können mit Hilfe einer Beetumrandung und Humus ausgeglichen werden.
Bei steileren Hängen solltest du unbedingt Terrassenbeete anlegen, um das Wegschwemmen der Erde zu verhindern. Bessere Erfolgschancen hast du, wenn der Hang nach Süden ausgerichtet ist.
Mal schnell nach Feierabend ein bisschen Unkraut jäten oder ein paar Tomaten fürs Abendessen ernten – die Entfernung zwischen deiner Wohnung und dem Beet ist ganz entscheidend für den Zeitaufwand, den du für deinen Garten einplanen kannst. Idealerweise liegt dein Garten nah am Haus.
Oft ist das aber nicht möglich – vielleicht hast du ein Stück Land am Waldrand geerbt oder eine Gartenparzelle zugeteilt bekommen. Mach dir bewusst: Je weiter dein Weg zum Beet ist, desto mehr Planung erfordern Aussaat, Pflege und Ernte deiner Pflanzen. Vielleicht musst du auch die Fahrt zum Garten in deine zur Verfügung stehende Gartenzeit einberechnen und als Ausgleich dein Beet etwas kleiner planen.
Beachte auch, dass Gärten in Feld- oder Waldnähe oft von Wildtieren aufgesucht werden, die deine Arbeit im Hufumdrehen zunichtemachen. Hier musst du zusätzlich einen Zaun aufstellen.
Grundsätzlich sollten weit entfernte Gärten so pflegeleicht wie möglich gestaltet sein und hauptsächlich solche Pflanzen beheimaten, die nicht täglich gegossen werden müssen. Oder du teilst dir Arbeit und Ernte mit Freunden und Familie und wechselst dich mit ihnen ab. Gemeinsam Gärtnern macht ohnehin viel mehr Spaß.
Noch vor den ersten richtigen Gartenarbeiten solltest du schon mal den Spaten schwingen und beherzt in deinen Boden stechen: Der verrät dir nämlich viel über die Eignung deines Standorts zum Gemüsegarten. Wo vorher eine Wiese war, ist es meist ohne Probleme möglich, Gemüse anzubauen. Es gibt verschiedene Bodenarten (hier erfährst du mehr dazu), und viele davon müssen mit Sand oder Kompost verbessert werden, bevor du sie bestellen kannst. Diesen Arbeitsaufwand solltest du in deinen Planungen ebenfalls berücksichtigen.
Wächst auf dem geplanten Standort kein Grashalm und du stehst auf einem heillos verdichteten Untergrund, kannst du auf Hochbeete zurückgreifen oder den Boden austauschen. Ebenfalls möglich, wenn auch zeitaufwendig: Den Boden mithilfe von Gründüngung, Mulchen und zusätzlichen Lockerungen mit Grabegabel, Sauzahn oder Spaten urbar machen.
Auch Unkräuter können dir im Gemüsegarten das Leben schwer machen. Vermeide Stellen, an denen viele Wurzelunkräuter wie Giersch oder Quecke vorkommen. Du erkennst sie an ihren dicken unterirdischen Wurzelausläufern. Sie können nur schwer vollständig entfernt werden und bereiten so immer wieder viel Mühe beim Jäten. Von benachbarten Feldern können Samen von Wildkräutern und Gräsern angeweht werden.
All diese Faktoren solltest du bei der Auswahl deines Gartenstandorts beachten und genau prüfen, ob und wie du mit möglichen Einschränkungen umgehst und inwiefern du sie ausgleichen kannst. Die gute Nachricht ist, es gibt nahezu keinen Standort, an dem ein Gemüsegarten einfach überhaupt nicht umsetzbar ist. Einzige Ausnahme: Ein Garten, der den ganzen Tag keinen einzigen Sonnenstrahl abbekommt. Hier werden es selbst schattenliebende Pflanzen wie Spinat oder Walderdbeeren schwer haben und die Enttäuschung ist vorprogrammiert. Gleiches gilt übrigens für Nordbalkone.