Im Mittelalter fiel Wetterbeobachtern und Landwirten auf, dass regelmäßig Anfang Mai die schon warmen Frühlingstemperaturen von Kälte, Eis und Schnee unterbrochen werden. Es kam häufig vor, dass der erneute Bodenfrost im Mai zu Ernteausfällen führte.
Das erwartet dich:
Dass es im Mai nochmal richtig kalt werden kann, hängt mit der geografischen Lage Deutschlands zusammen. Die Kälte macht sich von der Küstenregion aus auf nach Süden. Sie entsteht dadurch, dass die höheren Temperaturen auf dem Festland den Boden zwar erwärmen, das Wasser jedoch dafür länger braucht. Dadurch entsteht ein Tiefdruckgebiet, welches die warmen Luftmassen aus dem Inland in den Norden und kalte Luft aus dem Polargebiet auf das Festland zieht. Dadurch kann es bei uns zu einem Kälteeinbruch im Mai kommen.
Das Datum der Eisheiligen ist fix: In Norddeutschland beginnen sie bereits am 11. Mai. Die kalten Luftmassen brauchen etwa einen Tag, bis sie dann am 12. Mai in Süddeutschland ankommen. Diese historischen Tage beziehen sich jedoch auf den Julianischen Kalender. Seit der Gregorianischen Kalenderreform 1582 wurden insgesamt 10 Tage gestrichen – meteorologisch gesehen kommen die Eisheiligen aber zur etwa gleichen Zeit. Aus diesem Grund finden die Eisheiligen zwar am 11. Mai bis 15. Mai statt, der Kälteeinbruch erreicht uns jedoch meistens erst eine Woche später.
Sie hießen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophie. Dabei handelt es sich um Märtyrer und Bischöfe aus dem vierten und fünften Jahrhundert, zu deren Gedenken diese Tage ins Leben gerufen wurden.
Mamertus: Die Eisheiligen beginnen mit Mamertus am 11. Mai. Mamertus stammte ursprünglich aus Lyon und war ein katholischer Bischof. Bekannt wurde er, nachdem er zu Bittgängen aufrief aufgrund von schweren Bränden und Erdbeben in der Stadt Vienne. Er ist der Schutzpatron der Ammen, der Feuerwehr und der Hirten.
Pankratius: Am 12. Mai folgt der Heilige Pankratius. Dieser Heilige wurde 290 in der Türkei geboren und 304 in Italien öffentlich aufgrund seines christlichen Glaubens enthauptet. Pankratius ist der Schutzpatron der Kinder und der Erstkommunikanten.
Servatius: Bei Servatius handelt es sich höchstwahrscheinlich um zwei historische Personen, die über die Zeit hinweg zu einer verschmolzen sind. Der Legende nach hat er den Hunneneinfall 450 vorhergesagt. Er ist der Patron der Schlosser und Tischler.
Bonifatius: Am 14.05 folgt der Heilige Bonifatius. Dieser Heilige war ursprünglich kein Christ und hat sich erst später taufen lassen. Der Sage nach hat er heilige Reliquien aus der Türkei nach Rom gebracht und als er dort sah, wie die Christen verfolgt wurden, hat er sich aus Mitgefühl und Empathie taufen lassen. Als Märtyrer starb er aufgrund seines Glaubens durch das Bad in siedendem Pech.
Sophie: Den Abschluss am 15.05 macht Sophie, auch bekannt als „kalte Sophie“. Dieser Tag im Mai ist fast ausschließlich in Süddeutschland vorzufinden, da die kalten Luftmassen etwa einen Tag vom Norden in den Süden benötigen. Die heilige Sophie war eine christliche Märtyrin, die 304 starb. Der Überlieferung zufolge wurde sie Opfer der Christenverfolgung unter dem Kaiser Diocletian. Die heilige Sophie ist Patronin für das Gedeihen der Feldfrüchte.
Bodentemperatur, Licht und Wasserzufuhr bestimmen, ob ein Samen keimt oder nicht. Wenn die Temperaturen über Nacht zu niedrig sind, setzt die Keimung gar nicht oder sehr langsam ein. Schon gesprosste Pflänzchen halten zudem den Frost oft nicht aus. Im Extremfall können die Samen und Keime also ernsthaften Schaden nehmen. Es wird daher empfohlen, die empfindlichen Pflanzen erst nach den Eisheiligen in den Boden einzupflanzen. Davor kann man jedoch die Pflanzen drinnen oder im Gewächshaus vorziehen und sie dann nach der „kalten Sophie“ in den Boden bringen. Alternativ können die bereits gekeimten Pflanzen mit einem Vlies geschützt werden. In Norddeutschland ist vor allem Mamertus gefürchtet, da er zu Frostschäden an Obstbaumblüten führen kann. Besonders die Blüte des Apfelbaumes ist sehr kälteempfindlich und Schäden können bereits bei geringer Kälte entstehen.
Immer häufiger passiert es, dass sie ausbleiben oder nur in abgeschwächter Form auftreten. Frost tritt im Mai immer seltener auf und vor allem in Süddeutschland lag die Häufigkeit der Kälteeinbrüche im Mai in den letzten Jahren unter 50 Prozent. Durch die globale Erderwärmung fallen vor allem im Süden Deutschlands die Winter immer milder aus, was zu weniger extremen Kaltlufteinbrüchen im Mai führt.