Pflanzen brauchen Licht, um zu keimen. Das wissen wir. Aber wieso werden dann manche einen, zwei oder drei Zentimeter tief vergraben, während man andere einfach auf der Erde verteilt? Das liegt daran, dass es unter den Samen Licht- und Dunkelkeimer gibt. Kleine Exemplare brauchen oft Licht, große Samen hingegen Dunkelheit, und danach richtet sich auch dein Vorgehen bei der Aussaat. Wir helfen dir, dein Saatgut ins rechte Licht zu rücken (oder zu säen).
Das erwartet dich:
Ganz ohne Sonnenlicht geht es weder bei Licht- noch bei Dunkelkeimern. Lichtintensität beziehungsweise Lichtspektrum bestimmen dabei, ob eine Pflanze keimt. Der kurzwellige Teil des Lichts ist blau, der langwellige dunkelrot. Der grüne Teil des Lichts wird von den Pflanzen reflektiert und ist daher nicht brauchbar. Mithilfe von Photorezeptor-Proteinen in den Pflanzenzellen bemerken die Samen, ob die Bedingungen für sie stimmen, und beginnen erst dann zu keimen, wenn sie sich wirklich wohlfühlen.
Lichtkeimer sind meist eher klein. Sie benötigen kurzwelliges blaues und hellrotes Licht in hoher Intensität, dürfen also nicht oder nur sehr dünn mit Substrat bedeckt werden. Unter der Erde keimen sie gar nicht erst oder ihre Energiereserven reichen nicht aus, um an die Oberfläche zu gelangen, wo sie als Keimling Fotosynthese betreiben könnten.
Bei Dunkelkeimern ist langwelliges dunkelrotes Licht zur Keimung nötig. Sie müssen also unter einer Schicht Erde versteckt werden, die das Licht entsprechend filtert. Zu viel (hellrotes) Licht hemmt die Keimung. Da die großen Samen eine Menge Energie in sich gespeichert haben, brechen die Keimlinge leicht durch die Erde.
Nicht alle Pflanzen lassen sich einer der beiden Kategorien zuordnen, viele von ihnen liegen in einem Zwischenbereich. Das sind die lichtneutralen Keimer. Sie wünschen sich mal mehr, mal weniger Licht, keimen aber, wenn es sein muss, sowohl unter als auch über der Erde. Bei lichtneutralen Samen gilt dieselbe Faustregel wie bei Dunkelkeimern: Pflanze sie etwa doppelt so tief ein wie sie groß sind.
In unserer Tabelle der Licht- und Dunkelkeimer findest du die wichtigsten Vertreter der beiden Kategorien. Weiter unten haben wir noch eine etwas ausführlichere Liste zusammengestellt. Falls du Ergänzungen hast, schreib uns gerne!
Lichtkeimer:
Arnika, Baldrian, Bärlauch, Basilikum, Beifuß, Beinwell, Bischofskraut, Bohnenkraut, Brennnessel, Brombeere, Brunnenkresse, Dill, Fingerhut, Fleißiges Lieschen, Gartenkresse, Glockenblume, Haferwurzel, Hauswurz, Himbeere, Kamille, Karotte, Kokarde, Koriander, Kornblume, Kümmel, Lavendel, Lein, Leinkraut, Löwenmäulchen, Majoran, Malve, Margerite, Minze, Mohn, Nachtkerze, Nelke, Oregano, Pampasgras, Paprika, Pastinake, Pfefferminze, Roggen, Rosmarin, Salat, Salbei, Sauerampfer, Schabzigerklee, Schafgarbe, Schlüsselblume, Seifenkraut, Sellerie, Senf, Sonnenhut, Thymian, Tomate, Walderdbeere, Ysop, Zitronenmelisse
Dunkelkeimer:
Aster, Blumenkohl, Borretsch, Buschbohnen, Chicorée, Christrose, Dicke Bohnen, Eisenhut, Endivie, Erbse, Feldsalat, Gurke, Kapuzinerkresse, Kohl, Koriander, Kürbis, Liebstöckel, Lilie, Lupine, Mais, Mangold, Melone, Petersilie, Petunie, Phacelia, Porree, Radieschen, Rettich, Ringelblume, Rote Beete, Rittersporn, Schnittknoblauch, Schnittlauch, Schwarzwurzel, Sonnenblume, Spinat, Stiefmütterchen, Stockrose, Storchschnabel, Strohblume, Studentenblume, Tulpe, Wicke, Zichorie, Zucchini, Zwiebel
In der Natur sind viele Pflanzen Lichtkeimer, vor allem Blumen und Kräuter. Das liegt an ihrer Art der Fortpflanzung, genauer gesagt der Verbreitung des Saatguts.
Wenn die Samen reif sind, werden sie mithilfe kleiner Schirmchen vom Wind davongetragen oder fallen auf den Boden, wo sie zum Beispiel von Ameisen weitertransportiert werden.
Dazu müssen sie sehr klein und leicht sein, können also nicht so viel Energiereserven in ihrem Nährgewebe speichern. Ihre Kraft würde gerade für eine Keimung ausreichen, aber ohne Licht und Fotosynthese könnten sie nicht lange überleben. Deshalb keimen sie erst, wenn für sie ideale, also helle Bedingungen herrschen.
Der große Vorteil von Lichtkeimern in deinem Garten: Sie können sich selbst aussäen.
Bei Dunkelkeimern gelingt die Selbstaussaat meist nicht, da es sehr lange dauert, bis die Samen mithilfe fleißiger Insekten und Humusbildung unter die Erde wandern – wenn sie nicht vorher von Vögeln gefressen werden.
Du solltest also jedes Jahr ein paar Samen deiner Dunkelkeimer aufbewahren.
Wenn du nicht auswendig weißt, ob deine Samen Licht- oder Dunkelkeimer sind, kannst du das in unserer Tabelle oben nachschauen.
Aber es gibt auch eine einfache Methode, den Unterschied zu erkennen, wenn du gerade mit einer Handvoll Samen im Garten stehst und die digitale Detox-Phase nicht mit einem Griff zum Smartphone beenden willst.
Die Samen von Lichtkeimern sind meist eher klein. Deshalb haben sie nicht viele Energiereserven in sich gespeichert und benötigen viel belebendes Sonnenlicht, um zu keimen. Kressesamen kennst du bestimmt. Sie sind zum Beispiel Lichtkeimer. An ihrer Größe kannst du dich also gut orientieren, wenn du neues Saatgut ausbringen willst und vergessen hast, welche Saattiefe auf dem Saatguttütchen angegeben war.
Lichtneutrale Keimer und Dunkelkeimer besitzen in der Regel größere Samen. Die Energie der größeren, lichtneutralen Keimer reicht also noch aus, damit sie auch mit einer kleinen Schicht Erde über dem Kopf mühelos aus ihrer Schale brechen können.
Und wir haben noch einen weiteren Tipp für dich, solltest du mal keine Zeit haben, die Pflanztiefe deiner Samen nachzuschauen. Die meisten Kräuter sind Lichtkeimer, die meisten Sommerblumen lichtneutrale Keimer und viele Gemüse Dunkelkeimer oder lichtneutrale Keimer.
Du weißt jetzt, zu welcher Kategorie deine Pflanzen gehören? Dann geht es als nächstes an die Aussaat.
Aussaat von Lichtkeimern:
Du kannst die Lichtkeimer-Samen einfach im vorgesehenen Abstand auf der angefeuchteten Erde ausbringen. Dann drückst du sie mit einem Stück Holz leicht an, damit sie nicht davonfliegen oder beim Gießen weggespült werden. Wenn du bei deinem Beet im Freien dennoch befürchtest, deine Samen könnten davongeweht werden, kannst du zum Beschweren auch eine hauchdünne Schicht Erde oder Sand über die Samen streuen.
Zum Schutz vor Vögeln bedeckst du die Samen mit einem Netz – oder du teilst sie gerecht mit deinen gefiederten Freunden.
Solltest du deine Lichtkeimer auf der Fensterbank vorziehen, verteilst du sie gleichmäßig in deinem Anzuchtgefäß (Abstand ca. 2 cm) und drückst sie ebenfalls leicht an. Später musst du die Keimlinge dann pikieren. (Hier erfährst du, wie vorziehen geht).
Die Samen und Keimlinge der zarten Lichtkeimer musst du unbedingt regelmäßig gießen, da sie besonders schnell austrocknen. Nutze dazu eine Ballbrause oder Sprühflasche, sodass die Samen nicht davonschwimmen. Direktes Sonnenlicht könnte die Samen ebenfalls austrocknen, im Schatten gibt es wiederum zu wenig kurzwelliges Licht. Der Standort sollte daher hell, aber nicht zu sonnig sein.
Aussaat von Dunkelkeimern und lichtneutralen Keimern:
Für die Aussaat von Dunkelkeimern machst du zunächst Rillen oder Pflanzlöcher in die angefeuchtete Erde, die in etwa doppelt so tief sind wie die Samen groß. Jetzt legst du die Samen hinein. Achte auf den angegebenen Pflanzabstand. Beim Vorziehen in Anzuchtschalen werden die Samen enger zusammen ausgesät, aber ebenso tief.
Zuletzt gießt du alles gut an und hältst die Erde bis zur Keimung durchgehend feucht. Staunässe solltest du aber unbedingt vermeiden, da die Dunkelkeimer aufgrund ihrer längeren Keimdauer unter der Erde schimmeln könnten.
Zwar werden Dunkelkeimer gern im Schatten ausgesät, nach der Keimung freuen aber auch sie sich über ein helles Plätzchen, um Fotosynthese betreiben zu können(wieso Pflanzen unbedingt Licht brauchen, erfährst du in diesem Artikel).
Tipp: Egal ob Lichtkeimer, Dunkelkeimer oder lichtneutrale Keimer, als Faustregel kannst du dir merken: Immer in etwas doppelt so tief einpflanzen, wie die Samen dick sind (bei Lichtkeimern also höchstens 1–2 mm).
Die Samen der Nachtschattengewächse, zum Beispiel von Chili, Tomate und Paprika, sind eher klein und werden den Lichtkeimern zugeordnet.
In der Praxis werden sie dennoch ca. 0,5–1 cm tief ausgesät. Es macht aber auch nichts, wenn sie etwas höher liegen. Die Erdschicht schützt sie vor Schimmel und lässt sie besser anwurzeln.
Auch viele Wurzelgemüse (Karotte, Pastinake, Haferwurzel) zählen zu den Lichtkeimern, werden aber zum Schutz vor Vögeln ein paar Millimeter tief ausgesät (in der Praxis: leichte Rillen mit Finger ziehen, Samen hineinlegen und mit 0,2 cm Erde bestreuen). Die Keimlinge werden es dennoch an die Oberfläche schaffen.